KiSiso 2025 - Fundamente der LIebe und Vergebung - Sühne und Purim

 

Ki Siso 2025

Inhalt

Purim und Parsche. 1

Posuk 1, zusammengefasst 1

Vom Benehmen und vom Unbestimmten, das nahe bei HaSchem ist 1

OrHaChayim, gesamter Kommentar zu Posuk 12, übersetzt: 2

Die Liebe des TATEN.. 6

Die ersten fünf Psukim, im Zusammenhang: 6

Fundamente der Liebe: Sühne. 6

Dazu unser heiliger Rav S.R.Hirsch, sZl, 7

 

Purim und Parsche

Da diese Parsche zusammenfällt mit Purim, ein kurzer Ausflug, wie innig die Verbindung der beiden wirklich ist:

Ein ultrakurzes wort zu Purim am Schabbos: 

Diese Parshe schafft den Präzedenzfall für unsere Errettung an Purim.

Wie das? 

Am Berg Sinai sündigten wir und verursachten ein himmlisches Dekret der Vernichtung, das nur aufgrund von HaSchems Liebe zu Mosche und Bnei Ysroel aufgehoben wurde. Infolgedessen erhielt die Welt die 13 Attribute der Barmherzigkeit. 

Und Mosche stieg zur höchsten Stufe der menschlichen Entwicklung auf: G0tt setzte ihn neben SEINEN Thron! Man könnte also sagen, er wurde zum Vizekönig der Schöpfung ernannt.

Nun, an Purim, aufgrund der Teilnahme der Juden an Achaschweroschs sündigem Fest, bei dem Mord, Götzenanbetung und Verderbtheit gefeiert wurden (eine starke Parallele zum Goldenen Kalb), wurde ein himmlisches Dekret zur totalen Auslöschung des jüdischen Volkes unterzeichnet.

Und nur durch die Kraft unserer Reue, die 13 Attribute und G0ttes unendliche Liebe zu SEINEM Volk, wurde das Dekret umgestoßen und wir wurden gerettet! 

Und wir haben schließlich die heilige Toire mit Liebe angenommen.

Gut Shabbes, einen freilichen Purim, Naafoichu und bis bald zur Einweihung des 3. Tempels!

Posuk 1, zusammengefasst

Vom Benehmen und vom Unbestimmten, das nahe bei HaSchem ist

שמות ל':י"ב

יב) כִּ֣י תִשָּׂ֞א אֶת⁠־רֹ֥אשׁ בְּנֵֽי⁠־יִשְׂרָאֵל֮ לִפְקֻדֵיהֶם֒ וְנָ֨תְנ֜וּ אִ֣ישׁ כֹּ֧פֶר נַפְשׁ֛וֹ לַיהֹוָ֖ה בִּפְקֹ֣ד אֹתָ֑ם וְלֹא⁠־יִהְיֶ֥ה בָהֶ֛ם נֶ֖גֶף בִּפְקֹ֥ד אֹתָֽם׃

Wenn du erhebst jeden Kopf der Söhne Yisroels, sie zu zählen, gebe jeder eine Sühne auf seine  Seele an HaSchem , sie zählend, auf dass keine Seuche ausbreche durch die Zählung.

Midrasch und Kommentatoren geben vielfältige Antworten auf die Frage, warum hier dieses eigenartige Wort «erheben» gewählt wird, um eine Zählung zu befehlen.

Wir haben schon bei den beiden Dienern Pharaos, dem Mundschenk und dem Bäckermeister, gesehen, wie zweischneidig dieses Wort im wahrsten Wortsinne ist.

Und auch hier: Benehmen wir uns, werden wir erhoben. Sündigen wir, verlieren wir den Kopf.

Aber dort endet es nicht. Wie im Kommentar des Vorjahres schon erwähnt, zeigt uns Or HaChayim noch eine weit wichtigere Botschaft: Selbst wenn wir sündigen, wird uns HaSchem erheben, sofern wir zu IHM zurückkehren und bereuen.

Des Weitern sehen wir, dass Juden nie direkt gezählt werden sollten. Auch dazu gibt es zahlreiche Erklärungen.

Zusätzlich zu der von OrHaChayim ist vielleicht erwähnenswert, dass Ha Schem in verschiedenen Textstellen die Kinder Yisroels mit unzählbaren Dingen vergleicht: Sterne, Sand, Staub. Siehe dazu auch meine Drosche über Staub.

Dies ist vielleicht auch eine weitere Erklärung für den Vergleich, den der Maharal in seiner Drosche zu Schabbat HaGadoil anbringt:

HaSchem ist «MAH? – WAS?», also nicht bestimmbar, unbestimmt. Genau so soll das jüd.Volk unbestimmbar sein, und damit eben seinem TATE – VATER ähnlich.

Denn wenn etwas unbestimmbar ist, ist es ausserhalb der natürlichen Ordnung, und damit auch nicht mehr den Naturgesetzen unterworfen.

Da nun der Böse Blick und der Böse Trieb ein integraler wichtiger Bestandteil der natürlichen Ordnung sind, setzt eben die Angleichung an das Unbestimmbare auch das Angeglichene ab von diesen Kräften, und damit haben diese keine Einflussmöglichkeit mehr.

 

OrHaChayim, gesamter Kommentar zu Posuk 12, übersetzt:

אור החיים שמות ל':י „ב

כי תשא את ראש «Wenn man die Summe zählt, usw.» Warum hat die Tora den Ausdruck Siso,תשא gewählt, um das Zählen zu beschreiben, anstatt des üblichen תפקד,Sifkoid, wie wir es in Devorim 3,15 finden? Warum erwähnt die Tora ראש (Kopf) und begnügt sich nicht damit, כי תשא את בני ישראל  wenn Du die Söhne Yisroels zählst, zu schreiben, da die Israeliten nicht durch eine Kopfzählung gezählt werden sollten? Außerdem, was hat die Tora mit dem Wort לפקדיהם (zur Zählung, aber auch zur Beugung) gemeint?

Unsere Weisen sagen, dass ein Sünder aufgrund seiner Sünden sein Haupt beugen muss. Das Böse wird als etwas definiert, das den Menschen dazu veranlasst, nur auf das zu schauen, was unter ihm ist, auf den Boden, während קדושה, die Heiligkeit, dazu führt, dass man sein Haupt erhebt und den Menschen geistig erhebt. Wir stellen fest, dass die Tora sogar die Höhle von Machpelah als eine Erhöhung beschreibt, nachdem Abraham sie gekauft hatte (Bereischis 23,17). Unsere Weisen beschreiben in Bereschit Rabba 58,8, dass die Höhle eine Erhöhung erfuhr. Da die Tora diese Zählung nach der Sünde des goldenen Kalbes befiehlt, wie Raschi aus den Worten ונתת אותו על עבודת אהל מועד „und du wirst es zum Dienst des Zeltes der Begegnung einsetzen“ in Vers 16, können wir verstehen, warum der Ausdruck כי תשא, „wenn du es aufrichten wirst“, angemessen ist. Eine ähnliche Verwendung des Wortes תשא finden wir in 1. Mose 40,13, als die Tora sich darauf bezieht, dass der Pharao den Kopf des Obersten der Diener „erhebt“, der wieder in sein Amt eingesetzt werden soll. In unserem Fall werden die Israeliten durch diese Zählung, die als Sühne für die Sünde des goldenen Kalbes diente, in die Lage versetzt, ihr Haupt wieder hoch zu halten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie sich nicht in der Lage gefühlt, ihr Haupt zu erheben, weil sie sich schämten, an dieser Sünde beteiligt gewesen zu sein. לפקדיהם, „nach ihrer Zahl“; dies ist als Parallele zu Numeri 31,49 zu verstehen, wo die Tora feststellt, dass kein einziger der 12.000 Männer, die Mose auf den Strafexpedition gegen die Midianiter geschickt hatte, in diesem Krieg gefallen war. Auch dort bedeuten die Worte נשאו את ראש, dass „sie die Summe zählten.“ Schabbat 64 erklärt, dass die Worte ולא נפקד ממנו איש bedeuten, dass kein einziger dieser Soldaten eine Sünde begangen hat. ונתנו איש כפר נפשו, „jeder wird (dies) als Lösegeld für seine Seele zu Gott geben.“ Dies ist eine Anspielung darauf, dass die Israeliten durch ihre Teilnahme an der Sünde des goldenen Kalbes ihr Leben verwirkt haben. בפקד אותם, „als sie gezählt wurden“. Die Bedeutung ist wörtlich.

Der Grund, warum die Tora den Konjunktiv ו vor das Wort נתנו gesetzt hat, ist, dass jeder Israelit, um als Lösegeld zu gelten, zuerst seine Schuld anerkennen musste; erst dann konnte er den halben Schekel als Lösegeld für sein Leben beisteuern.

Eine andere Bedeutung des Wortes לפקדיהס ist, dass der einzige Grund, warum eine Zählung überhaupt gerechtfertigt war, die Tatsache war, dass sich ihre Zahl verringert hatte (aufgrund der Menschen, die während dieser Episode entweder gestorben oder hingerichtet worden waren). Mit der Zählung sollte festgestellt werden, wie viele der Menschen überlebt hatten. Die Zählung in Numeri 31,49, die wir erwähnt haben, wurde ebenfalls nur vorgenommen, um festzustellen, ob und wie viele Soldaten während dieses Feldzugs gefallen waren. Im Grunde sollte eine Volkszählung nur durchgeführt werden, um die Anzahl der Soldaten zu zählen, die in den Krieg ziehen oder aus dem Krieg zurückkehren. Der zusätzliche Buchstabe ו in ונתנו soll uns auf eine zusätzliche Bedingung hinweisen, nämlich dass diese Menschen nicht nur gezählt werden sollten, sondern auch einen halben Schekel als Lösegeld für ihre Seelen zu zahlen hatten. Dies war ein einmaliges Ereignis. Künftige Zählungen des jüdischen Volkes wurden nie von der Übergabe eines halben Schekels von jeder zu zählenden Person begleitet.

ולא יהיה בהם נגף בפקד אותם, „damit nicht eine Plage unter ihnen sei, wenn man sie zählt.“ Warum hat die Tora den Ausdruck בפקד אותם zweimal in denselben Vers geschrieben? Da Israel zu der Zeit, als das Gebot dieser Zählung gegeben wurde, sich bereits der Sünde des goldenen Kalbes schuldig gemacht hatte, könnte man annehmen, dass es zu anderen Zeiten keine Rolle spielen würde, wenn die Zählung eine Kopfzählung wäre, anstatt die Anzahl der Halbsekel-Münzen zu zählen, musste die Tora auf die Zukunft verweisen, indem sie sagte: „damit es nicht eine Plage gibt, wenn sie gezählt werden“.

Es gibt hier auch die Zusicherung, dass die Israeliten durch diese Zählung und die Art und Weise, wie sie durchgeführt wurde, nicht nur ihre Sühne erhalten würden, sondern dass sie dadurch auch vor einer zukünftigen Plage geschützt würden. Wir lernen daraus, dass eine Kopfzählung für die so Gezählten eine Plage zur Folge haben könnte.

 

Vielleicht steckt in unserem Vers noch eine weitere Botschaft. Gott hat zwei Dinge befohlen. 1) Die Zahl der Israeliten sollte dadurch ermittelt werden, dass jede zu zählende Person einen Gegenstand abgibt, d.h. ונתנו, wie die Tora in Vers 13 sagt: זה יתנו, „das ist es, was sie geben sollen.“ Dies war der Sühnefaktor dieser Rechnung. Das zweite Gebot, das hier impliziert wird, ist, dass eine Zählung niemals eine Kopfzählung sein darf, sondern mit Hilfe eines anderen Objekts durchgeführt werden muss. Deshalb musste die Tora hinzufügen: „damit nicht eine Plage über sie kommt usw.“ Die letztgenannte Bedingung verbessert nicht das Ziel der Volkszählung, sondern stellt lediglich sicher, dass es keine negativen Folgen gibt. Wir finden dies bestätigt, als König Saul das Volk zählte, das er in seinem Krieg gegen die Männer von Jawesch-Gilead mobilisierte, wo uns gesagt wird (Samuel I 11,8) „er zählte sie mit Hilfe von Scherben“ (nach Raschi, Joma 22).“ Wenn Sie den Vers nicht so interpretieren, müssen wir uns fragen, wer Saul erlaubt hat, die Zählung mit Hilfe von Scherben durchzuführen, da die Tora davon gesprochen hatte, dass jeder einen halben Schekel abgibt? Wenn Sie unsere Interpretation akzeptieren, dass die zu zählenden Personen in Zukunft einfach irgendeinen Gegenstand (außer einer Münze) überreichen würden, werden Sie keine Schwierigkeiten haben.

Ich habe die Zählung untersucht, die David durchführte (2. Samuel 24). Nach der Schrift scheint es, dass David (oder besser Yoav auf Davids Befehl) eine Kopfzählung durchführte. Wie konnte sich König David eines solch groben Fehlers schuldig machen? Es stimmt zwar, dass unsere Weisen in Berachot 62 behaupten, dass David vom Himmel dazu verleitet wurde, einen Fehler zu begehen, dessen sich nicht jeder Schüler einer Grundschule schuldig machen würde, aber die Bedeutung ist etwas anders, als es auf den ersten Blick scheint. Der Talmud wendet den Vers in Samuel I 26,19 (den er selbst geprägt hatte, als er seine Loyalität zu Saul verkündete) auf David an: „Wenn der Herr dich gegen mich aufgehetzt hat, usw.“ Die Tatsache, dass David andeutete, dass Gott Saul gegen ihn aufhetzen würde, ein unerträglicher Gedanke, erzeugte eine böse Kraft (Engel) in Übereinstimmung mit einer allgemeinen Aussage in diesem Sinne in Avot 4,13. Die Kraft, die der Sünder schafft, wird schließlich gegen den eingesetzt, der sie geschaffen hat. Es war also nicht Gott, der David zum Sündigen verführt hat, indem er ihn ein so elementares Verbot vergessen ließ, sondern David war der Urheber seiner eigenen Verführung. All dies ist Teil des Syndroms, das unsere Weisen עברה גוררת עברה nannten, „eine Sünde zieht eine andere Sünde nach sich.“ Da eine Person vom Kaliber Davids Gott sicherlich nicht absichtlich beschuldigen würde, die Menschen zu etwas Falschem anzustiften, konnte die Art von „bösem Engel“, die sein Ausruf hervorrief, sich nicht revanchieren, indem sie ihn zu einer anderen als einer unbeabsichtigten Sünde veranlasste. In diesem Fall war das Mittel der Wahl, ihn dazu zu bringen, eine grundlegende Halacha über die Durchführung einer Volkszählung zu vergessen.

Mit dieser Erklärung können wir zwar nachvollziehen, warum David ein solches Versehen beging, aber sie erklärt nicht, warum sein Oberbefehlshaber Yoav ihn nicht auf Davids Fehler hinwies, bevor er die Anweisung zur Durchführung einer Volkszählung annahm. Wenn er Davids Anweisung, das Volk zu zählen, als Anweisung verstand, die traditionelle Methode des Zählens mittels eines halben Schekels, der von jeder gezählten Person zu übergeben ist, einzuhalten, warum tat er dies nicht? Andererseits, wenn David ausdrücklich eine Kopfzählung befohlen hat, warum hat Yoav ihn nicht auf die Halacha hingewiesen? Warum führte Yoav einen Befehl aus, der gegen das Gesetz der Tora verstieß? In Situationen wie dieser wenden wir das Prinzip von דברי הרב ודברי התלמיד דברי מי שומעים an, das besagt, dass wir, wenn die Anweisung eines menschlichen Königs (oder eines menschlichen Wesens) im Widerspruch zu den ständigen Befehlen eines übergeordneten Königs, d. h. Gottes, stehen, gehorchen müssen. d. h. Gott, widersprechen, müssen wir den Anordnungen des übergeordneten Königs, d. h. Gottes, gehorchen. Maimonides führt diese Regel in Kapitel 3 seiner Abhandlung Hilchot Melachim sehr deutlich aus. Selbst wenn man davon ausgeht, dass sowohl David als auch Yoav die damalige Halacha nicht kannten, warum hat der Oberste Jüdische Gerichtshof nicht eingegriffen, bevor er eine Kopfzählung zuließ? Sogar jeder Einzelne, der gezählt werden sollte, hätte Einspruch gegen das Verfahren erheben müssen, und sei es nur aus Angst vor der Plage, die die Tora gegen ein solches Verfahren androht! Wenn ihr Einlenken darauf zurückzuführen war, dass sie die Rettung des halben Schekels für wichtiger hielten als die Gefährdung ihres Lebens, hätten sie zumindest argumentieren müssen, dass sie anhand der Scherben gezählt werden könnten, wie es Saul getan hatte, als er die Soldaten zählte, die er gegen die Ammoniter mobilisierte! Wie konnte es sein, dass das ganze Volk so unvorsichtig war und sich einem Verfahren unterwarf, das sein Leben unnötig in Gefahr brachte?

 

Ich glaube, wir müssen davon ausgehen, dass David eine Volkszählung anordnete, ohne zu erwähnen, ob es eine Kopfzählung sein sollte oder nicht. Er hielt es nicht für nötig, die Einzelheiten der Durchführung der Volkszählung zu spezifizieren, da Yoav ein gelehrter Mann war und man davon ausgehen konnte, dass er die relevanten Halachot kannte. Er ging daher davon aus, dass Yoav die Zählung des Volkes in ähnlicher Weise durchführen würde wie die Zählung, die Saul mit Hilfe von Scherben durchgeführt hatte. Wenn der Talmud in Berachot 62 darauf hinweist, dass Davids Zählung nicht mit dem „Lösegeld für die Seele“ erfolgte, bedeutet dies, dass Yoav zwar keinen halben Schekel von dem Volk nahm, das er zählte, aber etwas anderes, wie Saul es tat. Wir haben bereits festgestellt, dass die Bedeutung von „Zählungen sollten nicht בלא דבר durchgeführt werden“ darin besteht, dass eine Zählung nur dann durchgeführt werden sollte, wenn es einen echten Grund dafür gab. Im Falle Davids war ein solcher Grund nicht ersichtlich. Yoav selbst protestierte gegen die Notwendigkeit, das Volk zu zählen, als David ihn anwies, eine Volkszählung vorzunehmen. Vielleicht hätte die Plage vermieden werden können, wenn Yoav das Volk mit Hilfe des halben Schekels gezählt hätte, wie in unserem Abschnitt hier. In 2. Samuel 24,1 lesen wir: „Gott war weiterhin zornig über Israel, und er reizte David gegen sie und sagte: „Geh hin und zähle Israel und Jehuda.“ Aus diesem Vers geht hervor, dass sich Israel bereits einer anderen (unentdeckten) Sünde schuldig gemacht hatte. Als sie ohne guten Grund gezählt wurden, zogen sie das Attribut der Gerechtigkeit auf sich und wurden für ihre Sünde bestraft.

Wir können die Angelegenheit folgendermaßen betrachten. Da eine der Bedingungen für die Zählung des jüdischen Volkes darin besteht, dass es einen echten Grund für die Zählung gibt, wird das Volk, das gezählt wird, in dem Moment, in dem auch nur eine der Bedingungen, die die Zählung rechtfertigen, nicht gegeben ist, von einer Plage heimgesucht. Davids Fehler war, dass er dies vergessen hatte. Das erklärt auch, warum Joav die Notwendigkeit einer Volkszählung in Frage stellte und versuchte, David von der Zählung abzubringen (24,3). Hätte Yoav eine echte Notwendigkeit gesehen, das Volk zu zählen, hätte er sich nicht dagegen gewehrt. Wenn Yoav die Zählung ablehnte, weil er keine Notwendigkeit dafür sah, hätte er natürlich noch heftiger widersprochen, wenn die Zählung eine Kopfzählung sein sollte, was ausdrücklich verboten ist. Als Yoav sah, dass David sehr darauf bestand, die Zählung durchzuführen, kam er vielleicht zu dem Schluss, dass der König einen ausreichenden Grund haben musste, der ihn dazu berechtigte, eine solche Anweisung zu erteilen; er fügte sich [wenn auch unvollständig, Anm. d. Ü.], weil er glaubte, dass David einen guten Grund haben musste, um die Zahl der bewaffneten Israeliten zu erfahren. Vielleicht fürchtete er, als Rebell dazustehen, wenn er sich schlichtweg weigerte. Yoav hat jedenfalls keine Zählung durchgeführt. Wir können den einzelnen Israeliten nicht vorwerfen, dass sie keine Einwände erhoben haben, denn sie wussten nicht einmal, dass eine Volkszählung durchgeführt wurde. Außerdem mussten sie nicht wissen, welche Gründe für die Durchführung einer Volkszählung sprechen und welche nicht. Seit wann muss jeder einzelne Jude jede einzelne Anweisung des Königs seiner persönlichen Prüfung unterziehen?

Wir können sagen, dass es drei הלכות gibt, die die Volkszählung regeln. Die erste הלכה bezieht sich auf die Volkszählung, die nach dem Vorfall mit dem goldenen Kalb durchgeführt wurde. Damals mussten nicht nur die Köpfe gezählt werden, sondern jeder, der der Volkszählung unterzogen wurde, musste einen halben Schekel beisteuern, um seinen Anteil an dieser Sünde zu sühnen. Das zweite הלכה betrifft eine Volkszählung, die immer dann durchgeführt wird, wenn es einen legitimen Grund gibt, die Menschen zu zählen. In solchen Fällen ist es nicht nötig, einen halben Schekel zu geben, ein Scherben ist genauso gut, um eine Kopfzählung der Menschen zu vermeiden. Genau das tat Saul, als er das Volk zählte. Das dritte הלכה betrifft eine Zählung, die nicht durch legitime Überlegungen gerechtfertigt ist. Solche Zählungen sind unter allen Umständen zu vermeiden. Davids Irrtum bestand darin, dass er dieses besondere הלכה vergaß, weil Gott es zuließ, dass er in die Irre geführt wurde. Wenn in solchen Fällen die zu zählenden Menschen jeweils einen halben Schekel geben würden, würde dies sie vor einer Plage schützen. Man kann sich fragen, warum David das Volk zählen musste, anstatt sich auf die jährliche Abgabe von einem halben Schekel für die Gemeinschaftsopfer zu verlassen, die jeder Mann über 20 Jahre leisten musste? Die Antwort lautet, dass die Halbschekelabgabe kein verlässliches Instrument war, da auch Minderjährige den halben Schekel abgaben, wie es in Schekalim 1,3 heißt, während es sich bei den von Joav gezählten Personen um Männer handelte, die in der Kriegsführung ausgebildet waren (Samuel II 24,9). David wollte wissen, wie viele Männer er in den Kampf schicken konnte, wenn die Notwendigkeit dazu bestand.

 

Die Liebe des TATEN

Die ersten fünf Psukim, im Zusammenhang:

Fundamente der Liebe: Sühne

שמות ל':י"ב

יב) כִּ֣י תִשָּׂ֞א אֶת־רֹ֥אשׁ בְּנֵֽי־יִשְׂרָאֵל֮ לִפְקֻדֵיהֶם֒ וְנָ֨תְנ֜וּ אִ֣ישׁ כֹּ֧פֶר נַפְשׁ֛וֹ לַיהֹוָ֖ה בִּפְקֹ֣ד אֹתָ֑ם וְלֹא־יִהְיֶ֥ה בָהֶ֛ם נֶ֖גֶף בִּפְקֹ֥ד אֹתָֽם׃

Wenn du erhebst jeden Kopf der Söhne Yisroels, sie zu zählen, gebe jeder eine Sühne auf seine  Seele an HaSchem , sie zählend, auf dass keine Seuche ausbreche durch die Zählung.

(יג) זֶ֣ה׀ יִתְּנ֗וּ כׇּל־הָעֹבֵר֙ עַל־הַפְּקֻדִ֔ים מַחֲצִ֥ית הַשֶּׁ֖קֶל בְּשֶׁ֣קֶל הַקֹּ֑דֶשׁ עֶשְׂרִ֤ים גֵּרָה֙ הַשֶּׁ֔קֶל מַחֲצִ֣ית הַשֶּׁ֔קֶל תְּרוּמָ֖ה לַֽיהֹוָֽה׃

Dies sollen sie geben: Jeder der vor den Zählern vorbeigeht, einen halben Schekel, vom heiligen Schekel, zwanzig Geiro der Schekel, einen halben Schekel zum Opfergeschenk an HaSchem.

(יד) כֹּ֗ל הָעֹבֵר֙ עַל־הַפְּקֻדִ֔ים מִבֶּ֛ן עֶשְׂרִ֥ים שָׁנָ֖ה וָמָ֑עְלָה יִתֵּ֖ן תְּרוּמַ֥ת יְהֹוָֽה׃

Jeder der vor den Zählern vorbeigeht, von 20 Jahren aufwärts, gebe das Opfergeschenk an HaSchem.

(טו) הֶֽעָשִׁ֣יר לֹֽא־יַרְבֶּ֗ה וְהַדַּל֙ לֹ֣א יַמְעִ֔יט מִֽמַּחֲצִ֖ית הַשָּׁ֑קֶל לָתֵת֙ אֶת־תְּרוּמַ֣ת יְהֹוָ֔ה לְכַפֵּ֖ר עַל־נַפְשֹׁתֵיכֶֽם׃

Der Reiche mehre nicht, und der Arme mindere nicht vom halben Schekel, zu geben das  Opfergeschenk HaSchems, zu sühnen für ihre Seelen.

(טז) וְלָקַחְתָּ֞ אֶת־כֶּ֣סֶף הַכִּפֻּרִ֗ים מֵאֵת֙ בְּנֵ֣י יִשְׂרָאֵ֔ל וְנָתַתָּ֣ אֹת֔וֹ עַל־עֲבֹדַ֖ת אֹ֣הֶל מוֹעֵ֑ד וְהָיָה֩ לִבְנֵ֨י יִשְׂרָאֵ֤ל לְזִכָּרוֹן֙ לִפְנֵ֣י יְהֹוָ֔ה לְכַפֵּ֖ר עַל־נַפְשֹׁתֵיכֶֽם׃

Und Du sollst das Silber der Sühne von den Söhnen Yisroels nehmen, und es zur Arbeit für das Stiftszelt geben, und es soll den Söhnen Yisroels zur Erinnerung vor HaSchem gereichen, für sie zu sühnen.

Versuch eines Verständnisses

Da ich mich auf den Gesamtzusammenhang beziehen will, gehe ich momentan nicht auf die vielen Details in jedem Posuk ein. Denn es gibt viele Fragen hier, wiederholungen, scheinbar überflüssiges.

Abgesehen von den ausführlicher behandelten Fragen des ersten Posuks sehen wir, dass es hier um die Fundamente des Stiftszelts geht: In Posuk 16 steht, das Silber soll eine Erinnerung sein für HaSchem.

An anderer Stelle wird klar, dass das Silber vom halben Schekel zum Guss der Fundamente der Tempelwände (der Schittim-Bretter) verwendet wurden.

Und jetzt bekommen wir plötzlich einen klareren Blick, was hier geschieht: HaSchem verursacht durch diese Anordnungen, dass ganz Yisroel gleichmässig und zu gleichen Teilen am Fundament SEINES Hauses beteiligt sind. Es ist von jedem ein gleicher Teil, der am Fundament dessen liegt, was als Wohnstätte der Schechinah dient.

Und was ist dieses Fundament? Sühne! Wiederum, was ist zu sühnen? Weil hier so stark betont wird, dass es keinen Unterschied geben darf zwischen reich und arm: Genau das, was zu solchen Unterschieden führt? Also Gewinnsucht, oder umgekehrt, fehlende Selbstwertschätzung? Der böse Trieb, der die Menschen dazu bringt, die Liebe zwischen einander zu verringern, und damit die Unterschiede im diesseitigen Wohlstand hervorzurufen?

Aber wenn es so ist, dass Reichtum oder Armut von G0tt kommen (denn die Parnosse kommt doch von IHM), dann kann es das nicht sein.

Ist es also eher dies, dass HaSchem diese Unterschiede verursacht, damit wir Gelegenheiten haben, auf einander und HaSchem zuzugehen, mit den uns gegebenen Umständen glücklich zu sein und einander gegenseitig glücklich zu machen? Und wenn wir dann eben das nicht tun, sondern uns selbst, einander gegenseitig, und HaSchem plagen, ja, dann werden wir Sühnepflichtig?

Interessant ist jedenfalls, dass diese Mitzve genau in dieser Parsche gegeben wird, wo es um die 13 Attribute der Gnade und um  Vergebung und Liebe und Annahme der Toire und der Kinder Yisroels geht.

Das Fundament unserer Beziehung zu HaSchem und zur Toire ist eines des gleichwertigen Gebens. Und die Grösse des Stiftszelts war genau so abgemessen, dass das Silber des halben Schekels genau die Fundamente für das gesamte Zelt lieferten.

Die Abmessungen des Stiftszeltes sind also abhängig von der Anzahl der gezählten Seelen. Und jede Seele zählt genau gleich.

Das ist auch interessant im Hinblick darauf, dass die Worte «Oschir – reich » und «Dal - arm» vom Midrasch durchaus auch im geistigen Sinne interpretiert werden: Reich oder Arm an Toire und Mitzves!

Nun wissen wir, dass es im Oilom HaBo ja Belohnung und Strafe gibt für unsere Taten und das Lernen.

Wie also sollen wir diese Gleichheit im Fundamentalen verstehen? Vielleicht dahin, dass die Liebe HaSchems zu uns allen nicht von Reichtum oder Armut abhängt. ER liebt uns alle gleich stark. Nämlich unendlich stark.

Aber unsere Position relativ zu Erkenntnis und Nähe wird dann doch von Reichtum oder Armut an Toire und Mitzves bestimmt. Allerdings gemessen an unserem individuellen Potenzial, meinend: An der Intensität unserer Arbeit, an unserem Einsatz für die heilige Toire und unserem Streben nach HaSchem.

Und da diese Skalen eben Skalen sind, die uns verborgen bleiben, aus offensichtlichen Gründen, ist es uns nicht gegeben, uns selbst oder andere zu werten. Wir müssen uns bis zu den Grenzen unserer Fähigkeiten bemühen. Und auch diese Grenzen.. sind uns überhaupt nicht klar. Meistens liegen sie weit jenseits dessen, was wir uns zutrauen.

Dazu unser heiliger Rav S.R.Hirsch, sZl,

in Sefaria nachzulesen:

https://www.sefaria.org/Exodus.30.13?lang=bi&with=Rav%20Hirsch&lang2=en

Vers 13, teilweise:

Der symbolische Ausdruck der Leistungsobliegenheit eines jeden ist aber מחצית השקל, die Hälfte eines Schekels. Objektiv wird auch die höchstvollendete Leistung des einzelnen nie das Ganze, nie ein Ganzes schaffen können, Bruchstück bleibt jedes Einzelwirken, es bedarf der gleich hingebungsvollen Hingebung des Bruders, um ein Ganzes herzustellen. Es wird auch von keinem einzelnen das Ganze gefordert, לא עליך המלאכה לגמור. Aber es sei ein Beitrag zum Ganzen, auf der Waage des Heiligtums gewogen: zwanzig Gera zählte der Schekel, und zehn, somit an sich, subjektiv, ein gerundetes Ganze, sei, was der einzelne leiste. Sein Ganzes sei es, gewissenhaft habe er es abgewogen; welch kleinen Bruchteil seine Leistung auch im Verhältnis zu dem zu schaffenden Ganzen bedeute, er habe nichts unterlassen, keine Kraft, keine Fähigkeit, kein Vermögen, die das Heil des Ganzen fördern könnte, habe er zurückgehalten, obgleich לא עליך המלאכה לגמור, so doch ולא אתה בן חורין להבטל ממנה (Abot 11, 21). Sein halber Schekel wiege zehn Gera auf der Waage des Heiligtums.

V. 14. Schekalim 1, 1 wird die in diesem Satze erwähnte תרומת ד׳ nicht auf die in den vorangehenden Versen gebotene Halbschekelspende bezogen, sondern als besondere Verpflichtung begriffen, ohne fixierte Größe zu den Bedürfnissen des Heiligtums zu spenden. Dafür spricht auch überhaupt die Wiederholung ( – die Bestimmung: מבן עשרים וגו׳ hätte in einen der vorangehenden Verse eingefügt werden können –) und das durch trennenden Akzent hervorgehobene כל. Die fixierte תרומה heißt auch im folgenden Verse את תרומת ד׳, während es hier heißt: יתן תרומת ד׳, er gebe eine Gotteshebe, also eine unbestimmte. – מבן עשרים שנה ומעלה. Nicht soll die jüdische Kindheit dem Heiligtum, das Mannesalter aber der selbstischen Karriere des Brotsuchens überantwortet werden, und so der Egoismus des Mannes die Weihe der Kindheit verdrängen. Nicht spricht das jüdische Heiligtum: lasst die Kleinen zu mir kommen; auf die Großen wartet es, auf den Ernst und die Kraft des männlichen Lebens und Strebens. Mit dem Alter, in welchem der Mensch, wie man spricht, den Beruf bekommt, an sich zu denken und für sich zu streben, ruft das jüdische Heiligtum uns in seinen Dienst: der jüdische Mensch wird Mann für Gottes Gesetzesheiligtum, und auch sein Ansichdenken und Fürsichstreben soll dem Heiligtum des Gottesgesetzes zugute kommen, soll ein Denken sein an dies Heiligtum und ein Streben für dieses Heiligtum.

V. 15. Indem in diesem Verse der Zweck einer fixierten Halbschekelspende לכפר על נפשתיכם, als Beitrag für כפרה der Gesamtheit und nicht als כפר נפשו, wie V. 12 als individuelle Sühne des Spendenden, und überhaupt nicht die Spende an sich als כפר sondern als Beitrag zur Erwirkung von כפרה bezeichnet wird, so wird (Schekalim 1, 1) auch diese תרומה nicht auf die V. 12 besprochene כפר-Spende im Momente einer Zählung begriffen, sondern als regelmäßig bleibende Pflicht einer jährlich von jedem zu leistenden Halbschekelspende zum Behufe der Gesamtheitsopfer.

15

העשיר לא ירבה והדל לא ימעיט: eben in dieser Gleichheit spricht sich der symbolische Charakter der fixierten Halbschekelspende aus. Wenn der Reiche und der Arme vollkommen jeder das Seine, sein Ganzes leistet, so wiegen, Gott und seinem Heiligtume gegenüber, Hunderte und Tausende der Reichen nicht mehr als die Einer und Zehner der Armen, und die Einer und Zehner der Armen ganz gleich den Hunderten und Tausenden der Reichen. Der Reiche kann nicht mehr und der Arme soll nicht weniger als die Hälfte eines Schekels leisten. Gott und das Heiligtum wägen nicht die absolute, sondern die relative Größe der Leistung, schätzen sie im Verhältnis zu dem Vermögen und der Fähigkeit des Leistenden. Jeder, der die volle Kraft des ihm an Fähigkeit und Vermögen Verliehenen im Dienste Gottes, in Förderung seines Heiligtums verwendet, der hat damit seine מחצית השקל als sein "Symbolum" auf Gottes Altar gelegt.

והיה לבני ישראל לזכרון לפני ד׳. Es bleibt zum ewigen Andenken, daß vor allem die Basis, auf welcher das Heiligtum sich erhebt, in der ganz gleich zu würdigenden Hingebung der Gesamtheit in allen ihren Gliedern bestehe, auf daß auch das Ziel, die durchs Heiligtum zu gewinnende כפרה, der Gesamtheit in allen ihren Persönlichkeiten gelte: לכפר על נפשתיכם.

16

ג׳ תרומות נאמרין בפרשה. Es sind somit drei Spenden in diesem Kapitel besprochen: zwei fixierte Halbschekelspenden und eine nicht normierte, deren Größe dem freien Willen eines jeden überlassen ist. Die eine fixierte (VV. 12 u. 16) war vorübergehend, durch das Bedürfnis einer Zählung bedingt; ihr Ertrag ward zu den Füßen der Wände und Säulen des Heiligtums verwendet. Die andere fixierte Halbschekelspende (V. 15) war eine regelmäßig jährliche Pflicht zur Bestreitung der Gesamtheitsopfer, קרבנות צבור, an welchen Reich und Arm denselben Anteil haben sollten, und die immer aus der neuen jährigen Erhebung zu bestreiten waren. Es waren dies die מחצית השקל-Spenden, die alljährlich im Adar erhoben wurden, damit, wie am ersten Nissan die erste Aufrichtung des Tempels war (Kap. 40, 17), also alljährlich mit dem ersten Nissan die Opfer aus der immer neu lebendig sich betätigenden Hingebung der Nation hervorgehen sollten. Diese Erhebung heißt: תרומת הלשכה. Die dritte hier besprochene Hebe (V. 14) war ebenfalls eine bleibende. Sie war jedoch keine normierte, sondern eine freiwillige, wie die erste Hebe zum Bau des Heiligtums (Kap. 25, 2f.), und hatte auch wie diese die Bestimmung zur Erhaltung des Tempelgebäudes; ihre Bestimmung hieß: קדשי בדק הבית. Es bildeten sich somit zwei getrennte Tempelkassen: תרומת הלשכה und קדשי בדק הבית. Die aus den jährlichen מחצית השקל-Spenden sich bildende תרומת הלשכה-Kasse kam immer ganz zur Verwendung, es konnte sich nichts darin ansammeln, sondern sie war jährlich neu zu bilden. In der ברק הבית-Kasse konnte sich ein Tempelschatz sammeln. Die Bestimmung der beiden Kassen ist höchst charakteristisch. Nur das Leblose, das Feste, das Gebäude des Tempels und dessen bauliches Zubehör, מזבח העולה הלשכות והעזרות, wurde aus dem בדק הבית-Schatze hergestellt und unterhalten, konnte somit durch die Freigebigkeit einzelner, durch die Hingebung früherer Zeiten für alle Zeiten sicher gestellt werden. Allein das Lebendige, das durch den Tempel zu weckende Leben, die Gesamtheitsopfer, sowie alles zur Verwirklichung des Gesetzes zu betreibende: הקטרת וכל קרבנות צבור ,מבקרי מומין ,תלמידי חכמים, המלמדין הל׳ שחיטה והל׳ קמיצה לכהנים ,מגיהי ספרים ,דייני גזלות ,שומרי ספיחים בשביעית וכו׳ wurde aus der תרומת הלשכה bestritten, sollte somit nur aus der immer aufs neue zu bewährenden lebendigen Teilnahme einer jeden zeitgenössischen Gegenwart der Nation hervorgehen, ja konnte nach der Auffassung des ראב׳׳ד nicht einmal subsidiarisch aus der בדק הבית-Kasse bestritten werden (הל' שקלים 4, 10. Siehe Komm. קרבן העדה zu Jeruschalmi Schekalim 5, Ende). In der תרומת הלשכה-Kasse konnte sich aber kein Fonds ansammeln, da alle etwaigen Überschüsse, מותר תרומת הלשכה, zu קיץ המזבתת d.h. zu עולות נדבה של צבור verwendet wurden.

16

Durch den großen jährlichen Bedarf der halben Schekel waren dieselben sehr gesucht, und ließen sich die Geldwechsler für die Umwechselung ganzer in halbe Schekel ein Agio bezahlen, das קלבון hieß, und hatten daher zwei מחצית השקל-Pflichtige, die zusammen einen ganzen Schekel brachten, dieses Agio noch beizufügen. ( – Der Name קלבון bietet ein merkwürdiges Beispiel von Wanderschaft, der oft Worte unterliegen. Offenbar stammt das Wort aus dem Hebräischen, oder dem verwandten Phönizischen: חלף, wechseln, und lautete ursprünglich: חלפון. Die Griechen, zu denen dieses semitische Wort, wie noch manche andere kommerzielle Ausdrücke, z. B. άϱϱβων ערבון, wahrscheinlich durch Vermittlung der Phönizier gekommen, umwandelten es in ϗ,ολλυβος und in diesem griechischen Gewande kehrte es in die ursprüngliche hebräische Heimat als קלבון zurück.–)

16

Der שקל der תורה wog 320 Gerstenkörner. Während des zweiten Tempels wurde sein Gewicht zu 384, also um 1/5 erhöht. Ihm entspricht der סלע des Talmud. Ein סלע hatte: 4 דינרין, ein מעין 6 :דינר. Eine מעה hieß zu Mosche' Zeiten גרה. Ein מעה hatte 2 פונדיונין, ein איסרין 2 :פונדיון, ein פרוטות 8 :איסר, eine פרוטה wog 1/2 Gerstenkorn Silber. (Siehe Rambam 1, 2-3).

 

No comments:

Post a Comment