Ha Moitzi Lechem min Ho Oretz - המוצי לחם מן הארצ Deutsch

 

Was sind des Allmächtigen Zutaten für Brot?

Erde, Luft, Wasser, Weizen, Insekten, Bakterien, Pilze, Stein, Metalle, Halbmetalle, Salze, Papier, Druckertinte, und: Menschen, die daraus Brot machen:

Fangen wir von Vorne an:

Erstens: Eine Erdkugel, erwärmt und mit Energie versorgt durch die Sonne, genau in richtiger Distanz zueinander angeordnet, so dass diese Erdkugel nicht zu heiss und nicht zu kalt ist.

Auf der Erdkugel: Erde!

Nun, was soll das, mag man denken. Sie heisst ja Erde!

Aber schauen wir mal genau hin.

Die Erde hat einen Durchmesser von rund 12000 km, heisst 12 000 000 m. Das sind so etwa 12 000 000 stehende 5-Jährige übereinander. Also, etwas weniger als alle heute lebenden Jiden, nur eben als 5-Jährige.

Die Erdschicht, auf der unser Brot wächst, ist davon ca. 2.5m, wenn´s gut geht, und wenn nicht, wesentlich weniger.

Der Rest- ist Fels, Magma, Eisen. Und viel Wasser, sehr, sehr viel Wasser.

Wäre unsere Haut in Proportion zu diesen Dimensionen, wäre sie dünner als ein Haar...

Und darauf leben wir!

Und nicht nur wir, sondern auch jene, ohne die der Weizen für unser Brot nicht leben kann: Vögel, Würmer, Käfer, Pilze, Bakterien, Entitäten die nochmals bis zu 1000 000 mal kleiner sind als wir. Und sie sind absolut zahllos: mehr als Millionen mal Millionen mal Millionen.

 

Nun, aber das ist noch lange nicht alles.

Die Sonne versorgt uns mit der lebenswichtigen Strahlung genannt Licht und Wärme. Aber sie schiesst auch Pfeile, die können unser Leben in nullkommanix auslöschen. Hochenergetische Strahlen, die unsere Haut zersetzen. Geladene Teilchen, die unsere Knochen zerschmettern könnten, und die vor Allem unsere Luft und das Wasser ins All hinausbliesen, und so die Erde ohne Atmosphäre und ohne Wasser als trockene Felskugel zurückliessen.

 

Und dafür hat die Erde dann ein Magnetfeld, das die Ionenströme, von der Sonne permanent auf uns abgefeuert, ablenkt und so unsere Atmosphäre davor bewahrt, im wahrsten Sinne des Wortes weggeblasen zu werden.

Und ganz nebenbei macht dieses Zusammenspiel von Sonnenwind und Magnetfeld wunderschöne Nordlichter!

Und so bleibt uns zum Glück die Atmosphäre, die uns und den Pflanzen und Tieren Luft gibt zum Atmen und zum Leben.

 

Ah, und da sind wir nun beim Wassertropfen, der vom Himmel fällt.

Er heisst ja generell: Regen

Regen ist gutes Wetter! Wenn er denn zur Zeit, in der richtigen Form und Menge vom Himmel fällt.

Und deshalb beten wir jeden Tag zum Allgütigen, der Regen möge in genau der richtigen Menge, Form und Zeit fallen.

Dann gibt er den Pflanzen und Tieren und Menschen das für sie unabdingbare Wasser, das ihre Körper permanent durchströmt.

Ohne Regen keine Gewässer, und auch keine Bodenfeuchte.

Das macht die Sonne gemeinsam mit dem auf der Erde vorhandenen Wasser und Luft:

Wasser wird von der Sonne erwärmt, bis es verdunstet und in den Himmel aufsteigt. Dort bildet es Wolken, die rund um die Erde segeln und irgendwo ihr Wasser dann herunterfallen lassen. Aber dafür benötigen sie etwas interessantes: Staub, oder grosse Moleküle von Bäumen und Pflanzen!

Das Wasser im Himmel wird nämlich nur so flüssig, und oft auch direkt fest, zu Eis!

Damit das Wasser im Himmel aus der Luft flüssig oder fest werden kann, braucht es ein winziges Körnchen Kristall, und das ist Staub!

Zu einem grossen Teil kommt dieser Staub bei uns aus der Sahara, oder auch aus den Wüsten in Südeuropa. Ein Weiterer Teil sind Stäube aus unseren Städten.

 

Den Pflanzen gibt dieser Staub sehr oft auch: Dünger! Sand aus der Sahara wird in alle Windrichtungen als feinster Staub rund um die Erde geblasen. Darin enthalten sind für den Pflanzenwuchs notwendige Salze  und Elemente, die dann mit dem Regen zu Boden fallen und diesen bereichern.

Und: Das Wetter wird vom Allmächtigen höchstpersönlich kontrolliert, so steht es in den Midraschim.

 

Und wenn man also jetzt Boden, Wind, Sonne, Regen hat. Dann braucht man ja noch die Samen, die Weizenkörner!

Die bekommen wir vom Eibischten höchstpersönlich geliefert. Er hat sie für uns gemacht, zum Essen!

Wie? Na, das lernt Ihr in der Biologie. Weizen ist eine Pflanze, als solches am 3. Schöpfungstag entstanden, wir wissen nicht wie. Und von dem Tag an hat er sich bis heute, Jahr für Jahr, fortgepflanzt, und sich dabei kaum verändert! Tausende von Jahren schon wächst jedes Jahr Weizen. Es haben sich ein paar kleine Änderungen ergeben, daraus sind dann verschiedene Sorten geworden. Aber 99% oder noch mehr sind genau gleich geblieben.

Und dies trotz UV- und Alphastrahlung, Chemikalien, Viren und Bakterien,  die sein Genom doch hätten ändern und ihn ungeniessbar machen können!

Aber wie bringen wir die Samen jetzt unter die Erde, damit sie auskeimen und wachsen und schlussendlich Ähren mit noch mehr Körnern liefern?

Wieder so ne Frage.

Durch Menschen, durch Landwirtschaft.

Natürlich pflügt man, und dann sät man, und dann eggt man.

Aaah. Und womit, bitte, pflügt, sät und eggt man?

Maschinen.

Oh, und woraus macht man solche Maschinen, und wie? Und wer hat die erfunden? Und wer baut sie?

Woraus: Aus Eisen, Nickel, Chrom, Molybdän, Kohle, Erdöl und – Luft! Und dann auch Silizium, Germanium, Gallium, Arsen, Natrium, Kalium, Bor, und vielen weiteren Elementen.

Und die werden dann zu Elektronik, Fahrwerk, Kabine, Werkzeug, Isolation, Plastik.

Und wer macht das?

Menschen!

Aber wie?? Das tönt alles so kompliziert!

Ja, das ist es auch. Millionen Menschen mussten mehr als 1000 Jahre herumprobieren, bis sie wussten, wie man all das macht!

Zur Zeit der Tannaim (der Weisen der Torah vor über 2000 Jahren) hatte man keine Maschinen, aber man hatte Eisenwerkzeuge, schwere Mühlsteine, und Tiere, die einfache Maschinen antreiben können.

Und wer hat den Menschen die Fähigkeit und die Möglichkeit dazu gegeben, Werkzeuge und Maschinen zu entwickeln, zu bauen und zu benützen? Und warum folgen die Tiere dem Menschen?  

Richtig! Der Allmächtige, Allgütige, Jener, Der das alles geschaffen hat, und dauernd weiter erhält, ER hat dem Menschen Verstand und Erkenntnisfähigkeit gegeben, und die Kraft, über Tiere zu herrschen!

Und deshalb loben und danken wir jeden Tag: חונן הדעת..   ..der den Menschen mit Erkenntnis begnadet. Denn ohne diese Fähigkeit.. wären wir nur Primaten ohne Verstand.

Aber noch viel mehr: Ohne die Fähigkeit zur Erkenntnis, und zur Umstetzung von Erkenntnis, könnten wir keine Kunst, keine Kultur, keine Kunstwerke, und vor allem: Keine in der Natur nicht vorkommenden Strukturen herstellen!

Zum Beispiel: Pergament. Papier. Tinte. Bücher. Brot. Oder gekochte Speisen allgemein.

 

Und daraus folgt nun eine wahrhaft ehrfurchterregende Erkenntnis, die auch in den Schriften vielerorts bestätigt wird:

HaSchem, der Allgütige und Barmherzige, hat uns Menschen erschaffen mit der Aufgabe, SEINE Partner zu sein in dieser Schöpfung. Und zwar so sehr, dass wir SEINE Torah, den Bauplan der Welt, lesen und sogar ein wenig verstehen können. Und dass wir Dinge erschaffen können, die es in der Natur „von Alleine“ niemals gäbe:

Pergament. Papier. Tinte. Bücher. Brot, Kuchen, Teigwaren, gekochte Speisen.

Kunststein, Keramik, Metalle und die daraus gefertigten Dinge, Kunststoffe, Farben, Kleider, Schuhe, Schmucksachen, riesige Gebäude, Städte, Maschinen, Flugzeuge, Heilmittel, ...

Das sind immer noch die „groben Sachen“.

Aber dann sind da noch die Vorstofflichen Dinge, die ungreifbaren, wie Zeit, Festtage, durch Sprache erschaffene Entitäten, die die Welt erhalten, Besitz und Eigentum, Recht und Gesetz.

 

Wir bauen also jetzt mal Getreidespeicher, eine Mühle zum Mahlen des Mehls, und Säcke und Fahrzeuge zum Speichern, Lagern und Transportieren des Getreides und des Mehls.

 

 

Und nun wieder zu unserer Challe:

Wir haben also jetzt gepflügt, gesät, geeggt, es ist gewachsen und gereift.

Nun ernten wir, dreschen, geben unseren Zehnten und unsere Maasrois für die Kohanim und Leviim, und endlich dürfen wir das Korn in den Speicher legen.

Denn ohne diese Abgaben gehört alles dem Einzigen Weltenschöpfer, und wir wären Diebe, nähmen wir es in Besitz.

 

Aber nun, wie macht man daraus Mehl?

Auch das, das war mal eine ausserordentlich schwere, aufwändige Arbeit. Und ist bis heute eine eigene Wissenschaft. Es gibt Mühlen, so gross wie ganze Wohnhäuser.

Also wieder: Getreide handeln, transportieren, einlagern, mahlen, abpacken, wieder einlagern.

Nun, wenn dann das Mehl mal im Lager ist, abgepackt in riesige 100kg-Säcke... dann ist es immer noch nicht bei uns im Küchenschrank! Was soll ich mit 100kg Mehl? Mein Ofen kann nur 2kg backen!

Jetzt kommt der Detailhandel, Abpacken, Verkaufen, im Grosshandel verteilen, Lastwagenfahren, umpacken, in die Regale stellen, Beraten, Verkaufen, Einkassieren, Registrieren, Steuern abgeben, Abrechnen, Personal bezahlen,...

Und dann, endlich, ist das Mehl bei uns.

 

Und nun?

Nun kommen die Rezepte, die wir von unseren Ältesten, auf Pergament oder Papier geschrieben, seit Urzeiten von Generation zu Generation weitergegeben bekommen haben.

Wasser, Salz, Mehl mischen und kneten.

Hmm. Wasser... woher haben wir denn das?

Na, aus der Leitung!

Ah, ja? Meine Mutter Selig musste das Wasser noch am Dorfbrunnen holen, jeder Liter ein Kilo, und 500m nach Hause schleppen!

Und wie geht das heute? Also, wenn Ihr nicht mehr mögt, dann überspringt das einfach:

( Wasser wird heute in absolut riesigen Leitungsnetzen von hunderten von Kilometern Länge von riesigen Pumpen von der Grösse eines Zimmers, oder auch einer ganzen Wohnung, umhergepumpt, gereinigt, geprüft, gemessen, verteilt, bis es schliesslich in jedem einzelnen Haushalt auf der ganzen westlichen Welt aus dem Hahn schiesst. Und dafür benötigt man wieder all die Metalle und Elemente, die ich oben erwähnt habe, und spezielle Maschinen und Werkzeuge zur Fertigung und Verarbeitung aller Teile. Und Klempner, und Sanitärinstallateure, und Pumpentechniker, und Verwaltungsangestellte, und ... Tausende von Patenten!)

Salz: Auch das ist eine riesige Industrie, die nichts anderes macht als auf der ganzen Welt nach Salz zu suchen, es aufzubereiten, zu speichern, verteilen usw.

 

Wart mal, wie macht man denn, dass der Teig auch aufgeht?

Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Die geläufigste ist der Hefepilz. Den gibt es eigentlich gratis in der Luft, und sobald man lange genug eine Mischung aus Wasser, Zucker und Mehl stehen lässt, wächst der Pilz darin.

Aber da das mühselig ist, gibt es auch wieder eine Industrie, die nur Hefepilz herstellt, und dann kaufen wir den im Grossverteiler.

Wir mischen dann Hefe mit dem Teig, und schon haben wir jetzt einen fertigen Brotteig.

Natürlich kann man das Brot aus verschiedenen Arten von Getreide und aus verschiedenen Arten von Mehl zusammenmischen, und das gibt dann tausende von verschiedenen Brotsorten.

 

Den Teig lässt man aufgehen, nimmt von ihm den Zehnten, der eben „challah“ heisst und heilig ist, und backt ihn dann im Backofen (oy wey, jetzt wird er gleich wieder anfangen damit, wie man Backöfen baut! – Nein, das erspar ich Euch jetzt. Obwohl—da gibt es sehr interessante Materialien, die man eigentlich als normaler Mensch nur im Backofen und im Eisschrank verwendet. Sogenannte Isoliermaterialien. Aber eben, lassen wir das mal.).

Die Challah übrigens gehört dem Ewigen, und er hat sie den Koihanim übereignet. Nur weil heute kein Tempel steht, können die Koihanim die Challah nicht dort essen, und man muss sie verbrennen.

 

Und deshalb, um für all das oben Beschriebene, und das noch viel umfangreichere Verschwiegene zu danken, das alles IHM gehört, und das alles ER gemacht hat, dürfen wir vor dem Essen einfach eine kleine Broche sagen:

 

המצי לחם מן הערץ

Ha Moizi Lechem Min Ho Oretz.

 

Der aus Erde Brot werden lässt.

Guten Appetit, und gut Schabbes!

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