Friday, August 29, 2025

Schoiftim - Richter und Gerechtigkeit - das Gerechte Leben

 

Shoiftim

Contents

Die Kernaussage: 1

Kurze Zusammenfassung der Themen: 1

Die ersten drei Psukim –.. 2

Auch ein blindes Huhn…... 4

Sifri erklärt: 4

Gerechtes Recht – und die gewaltige Verantwortung der Richter. 4

Eine mussar- Lesart: Wahrnehmung ist durch uns selbst zu steuern. 7

*Netziv zu Devorim 30:14 – das Herz lernt vom Munde. 9

 

 

 

Diese Parsche ist aufgebaut wie ein Perek Tehillim>

Es kommt als Erstes eine generelle, sehr grundlegende Aussage in drei sich steigernden Psukim.

Im dritten Posuk der Parsche ist die kulmination und Kernaussage der gesamten Parascha ausgedrückt.

Danach folgt die Ausführung dessen.

Die Kernaussage:

Gerechtigkeit Jage nach auf dieser Welt, auf dass die G!ttliche Gerechtigkeit und das Licht und die gewaltige Herrlichkeit des Weltenschöpfers Dir schon in dieser Welt, und erst recht in der kommenden, ewigen Welt zuteil werde.

 

Kurze Zusammenfassung der Themen:

Nochmals detaillierte Anweisungen zu Götzendienstverbot und Auslese der Korbanois – Nur das Beste ist gut genug, um unserem geliebten TATE und Schöpfer, der uns doch alles gibt, näher zu kommen.

Strafe für Götzendienst

Wie viele Zeugen braucht es für ein Kapitalverbrechen?

Die absolute Autorität der obersten Gerichtsbarkeit, des Sanhedrin und Koihen Godoil. Und damit die Ableitung der Autorität unserer Weisen in jeder Generation.

Der jüdische König – NACH der Eroberung. Er ist kein Kriegerkönig, kein Eroberer und kein Heerführer, sondern ein Ethischer Krieger gegen den bösen Trieb.

Koihanim und Leviten sind nicht Teil des normalen Volkes, sie haben kein Erbe im Land. Ihr Erbe sind die Trumois und Maasrois – die Zehnten und Abgaben auf den Korbanois.

Und daher auch: Trumois und Maasrois sind zentral für das wirtschaftliche Wohl der Nation.

Nochmals, sehr detaillierte Beschreibung der verbotenen Götzendienste.

Versprechen, dass immer ein Novi, ein Prophet, das Volk als Geistiger Führer begleiten wird.

Gebot, diesem Novi unbedingt zu folgen, und Verbot, falschen Propheten zu folgen.

Auch: Es wird garantiert falsche Propheten geben, um das Volk zu testen, ob es treu bei HaSchem steht.

Die „Arei Milkat“, die „Geschlossenen Städte“: Fluchtpunkt für unabsichtliche Totschläger. Interessant ist, dass diese auch „Mörder – Roizeiach“ genannt werden. Heisst: Sie haben Sorgfaltspflichten verletzt, und obwohl sie „Versehentlich, unwillentlich“ getötet haben, trifft sie eine Verantwortung. Daher gehen sie in eine bedingte Verbannung. Nicht ausser Landes, aber doch in einer sehr begrenzten und kontrollierten Umgebung.

Das Verbot, bei der ursprünglichen Landverteilung gezogene Grenzen zu verändern. Interessant daran ist die Frage, was geschieht, wenn das Volk sich stark vermehrt. Es ist hier implizit ein schwieriges Gebot enthalten: Die Bevölkerungsstruktur und –Zahl im Lande ist ganz und gar HaSchem zu überlassen. ER alleine kontrolliert die Geburtenraten, und wer wo wann in welche Familie geboren wird.

Eidim Soimemim: Die Falschen Zeugen – und ihre Strafe.

Die Gesetze der Mobilmachung und wer in den Krieg zieht. Sehr lesens- und lernenswert. Denn schon damals gab es Männer, die „weichen Herzens und für Kriegsdienst ungeeignet“ Waren. Sie wurden nach Hause geschickt! Zusammen mit einer langen Reihe an Männern, die aus vielen unterschiedlichen Gründen (frisch verheiratet bis neu gepflanzte Weinberge) zu Hause zu bleiben hatten. Es blieben nicht viele übrig für den Krieg, denn: „HaSchem ist der Kriegsmann, HaSchem sein Name (Tehillim 25),

und hierselbst, kap. 20:4: Denn HaSchem wird für dich Krieg führen.

Der Krieg gegen Städte, und das Verbot, Früchtbäume zu fällen.

Der „Meis Mitzvo – der unbekannte Tote“ – ein Mordopfer im Lande, keine Zeugen. Das „Waschen der Hände in Unschuld“ kommt von hier. Sein Hintergrund ist sehr ernst und zeigt auch das sittliche Niveau, das vom gesamten Volke verlangt wird: Wird ein solches Mordopfer gefunden, müssen alle umliegenden Städte ihre höchsten Beamten senden, man muss die am nächsten gelegene Stadt ermitteln, und die Weisen, Richter und Kohanim und Leviten der Stadt müssen Busse tun.

Sie müssen klar sagen: Wir haben versagt. Wir haben unser Volk nicht gut erzogen, es ist etwas krumm im Lande und wir müssen es unbedingt wieder korrigieren.

Damit jedoch so ein Prozedere möglich ist, ist auch klar, dass dieser Fall extrem, extrem selten sein musste. Denn sonst machte es schon keinen Sinn mehr.

In die gleiche Kategorie gehört das Diktum im Talmud, dass ein Gericht, das einmal in 70 Jahren ein Todesurteil fällen muss, als Mördergericht in die Geschichte eingeht.

 

 

 

 

 

 

 

Die ersten drei Psukim –

Recht, Gerechtigkeit, und Gerechte

 

דברים ט"ז:י"ח

(יח) {פרשת שפטים}  שֹׁפְטִ֣ים וְשֹֽׁטְרִ֗ים תִּֽתֶּן־לְךָ֙ בְּכׇל־שְׁעָרֶ֔יךָ אֲשֶׁ֨ר יְהֹוָ֧ה אֱלֹהֶ֛יךָ נֹתֵ֥ן לְךָ֖ לִשְׁבָטֶ֑יךָ וְשָׁפְט֥וּ אֶת־הָעָ֖ם מִשְׁפַּט־צֶֽדֶק׃

18 Richter und Wächter/ Wärter gebe Dir selbst in all Deinen Toren, welche HaSchem dein G!tt Dir gibt, Deinen Stämmen, auf dass sie das Volk richten gemäss dem gerechten Recht.

(יט) לֹא־תַטֶּ֣ה מִשְׁפָּ֔ט לֹ֥א תַכִּ֖יר פָּנִ֑ים וְלֹא־תִקַּ֣ח שֹׁ֔חַד כִּ֣י הַשֹּׁ֗חַד יְעַוֵּר֙ עֵינֵ֣י חֲכָמִ֔ים וִֽיסַלֵּ֖ף דִּבְרֵ֥י צַדִּיקִֽם׃

19 Beuge nicht das Recht, übe keine Gunst aus, und nimm keine Bestechung an, denn Bestechung lässt Weise erblinden und pervertiert (yisalef) die Worte der Gerechten.

(כ) צֶ֥דֶק צֶ֖דֶק תִּרְדֹּ֑ף לְמַ֤עַן תִּֽחְיֶה֙ וְיָרַשְׁתָּ֣ אֶת־הָאָ֔רֶץ אֲשֶׁר־יְהֹוָ֥ה אֱלֹהֶ֖יךָ נֹתֵ֥ן לָֽךְ׃

20 Gerechtigkeit, Gerechtigkeit jage nach, auf dass Du Lebest (ewig) und das Land erbest, das Dir HaSchem dein G!tt gegeben hat.

 

Der erste Posuk ,18, richtet sich einerseits an das einfache Volk. Wir sollen uns selber vor unseren bösen Trieben schützen, indem wir Gerechte Richter und Wächter ernennen, die uns die Toire und ihr Recht und ihre Satzungen gemäss den von Mosche am Berg Sinai empfangenen Anweisungen auslegen und uns entsprechend – auch unter Zwang – davor hüten, unseren bösen Trieben zu erliegen und die Welt zu zerstören.

Andererseits richtet sich der Posuk auch an die Granden des Volkes: Die Wahl bester unabhängiger, sittlich höchst gebildeter Richter und Lehrer, sowie Gerichtsvollstrecker/Wächter, ist Grundvoraussetzung für ein sittlich hochstehendes und HaSchem gefälliges Leben im Lande! Fallen die Gerichte und deren Erziehungsmacht und Durchsetzungskraft, fällt damit ganz Yisroel!

 

Der zweite Posuk, 19,  richtet sich an die Gerechten, Richter und Wächter: Sie, die mehr verstehen, haben eine Ahnung von der Ewigen Gerechtigkeit der Schechina, der G!ttlichen Präsenz, deren Licht alles durchdringt und nichts im Verborgenen lässt. Diese Himmlische, ewige Gerechtigkeit lässt auch den Zaddik in Ehrfurcht und Angst erzittern, denn er weiss, dass er vor ihr nicht bestehen kann. (Siehe dazu weiter unten, Kapitel „Gerechtes Recht“). Er braucht G!ttliche Führung und Vergebung, obwohl er nach irdischen Massstäben ein perfektes Leben führt.

 

Der dritte Posuk ist eine ausserordentlich tiefgründige Ermahnung an beide Gruppen, und ein Versprechen zugleich.

Gerechtigkeit – des normalen Volkes

Gereichtigkei – der Zadikim, der Gerechten des Volkes

Sollst Du – Alle! –

Nachjagen – Denn die Gerechtigkeit ist ein scheues Reh, ein Vögelein, das schnell entfliegt, man muss ihm ständig, jeden Moment, nachjagen, sonst verliert man sich sofort im Dickicht des Bösen Triebs

Dass Du lebest – in dieser Welt, ein wirkliches Leben voller Sinn, Freude, Verbundenheit mit der Ewigkeit

Und das Land erbest – die Kommende, ewige Welt

Das Dir HaSchem, dein G!tt, gegeben hat – Der gütige, vergebende, wissende Schöpfergott, der Dich und dieese Welt gemäss ehernen Gesetzen geschaffen hat, der Dich genau kennt, und Dir die Kommende Welt schon gegeben hat. Denn Zeit – sie ist für IHN eine Variable wie Länge für uns. Sie ist keine Einbahn, und sie ist relativ. Aber eben für IHN. Für uns ist das etwas komplizierter.

Sobald wir gemäss der Toire und Mitzvois leben, leben wir schon jetzt in der Ewigkeit. Wenn nicht – ist es verlorene Zeit, verlorene Mühe, Nichts.

 

Genauer hingeschaut bei den drei ersten Psukim:

 

 

דברים ט"ז:י"ח

(יח) {פרשת שפטים}  שֹׁפְטִ֣ים וְשֹֽׁטְרִ֗ים תִּֽתֶּן־לְךָ֙ בְּכׇל־שְׁעָרֶ֔יךָ אֲשֶׁ֨ר יְ־הֹוָ֧ה אֱלֹהֶ֛יךָ נֹתֵ֥ן לְךָ֖ לִשְׁבָטֶ֑יךָ וְשָׁפְט֥וּ אֶת־הָעָ֖ם מִשְׁפַּט־צֶֽדֶק׃

(יט) לֹא־תַטֶּ֣ה מִשְׁפָּ֔ט לֹ֥א תַכִּ֖יר פָּנִ֑ים וְלֹא־תִקַּ֣ח שֹׁ֔חַד כִּ֣י הַשֹּׁ֗חַד יְעַוֵּר֙ עֵינֵ֣י חֲכָמִ֔ים וִֽיסַלֵּ֖ף דִּבְרֵ֥י צַדִּיקִֽם׃

(כ) צֶ֥דֶק צֶ֖דֶק תִּרְדֹּ֑ף לְמַ֤עַן תִּֽחְיֶה֙ וְיָרַשְׁתָּ֣ אֶת־הָאָ֔רֶץ אֲשֶׁר־יְ־הֹוָ֥ה אֱלֹהֶ֖יךָ נֹתֵ֥ן לָֽךְ׃


Auch ein blindes Huhn…

Ich habe eine interessante Frage gehört von jemandes urur-Grossvater, Reb Schlomo Lutzker: Wieso muss es heissen “…Städte, die Dir dein G0tt gibt…”

Es wurde doch schon vorher, und auch nachher, klar, dass HaSchem die Städte gibt, wie er alles gibt was wir haben?

Er sagt dazu: Nicht immer gehen die Dinge so , wie wir uns das vorstellen, und dann muss man uns daran erinnern, dass HaSchem den Plan gemacht hat, und uns mit Liebe führt.

Ich hätte einen mir wichtigen Zusatz dazu zu machen:

Auch wenn es manchmal scheint, als würden die Dinge so funktionieren, wie wir es wollen, müssen wir uns daran erinnern: Es ist nicht so. Sie funktionieren so, wie HaShem es will. Und wenn wir Glück haben, stellen wir fest, dass wir mit SEINEM Willen im Einklang sind.

Kurz und Schnurz: Auch ein blindes Huhn findet ab und zu ein Korn.

Deshalb beten wir ja jeden Tag 3 mal:

יִהְיוּ לְרָצוֹן אִמְרֵי פִי וְהֶגְיוֹן לִבִּי לְפָנֶיךָ י־ְהֹוָה צוּרִי וְגֹאֲלִי.

 Seien die Worte meiner Lippen gemäss DEINEM Willen, und das  Streben meines Herzens, HaSchem mein Fels und mein Erretter.

 

Sifri erklärt:

 

ספרי דברים דברים ט"ז:י"ח

(יח) [פיסקא קמד]

שפטים ושוטרים – מנין שממנים בית דין לכל ישראל תלמוד לומר שפטים תתן לך, ומנין שממנים שוטרים לכל ישראל תלמוד לומר שטרים תתן לך.

Woher wissen wir, dass es ein Gericht gab für ganz Yisroel? Schreibt die Schrift: Gibt Dir Richter.

Und woher wissen wir, dass es für ganz Yisroel Wächter (Polizisten) geben muss? Schreibt die Schrift: Gib Dir Wächter.

רבי יהודה אומר מנין שממנים אחד על גבי כולם תלמוד לומר תתן לך, ואומר (דברי הימים ב י"ט:י"א) ושטרים הלוים לפניכם.

Rabbi Yehudo sagt: Woher wissen wir dass man ein Gericht über Alle setzt? Die Schrift schreibt: „gib Dir“. Und es steht (Divrei HaYomim 2 – 19:11): Und die Wächter die Leviten vor Euch.

ומנין שממנים בית דין לכל עיר ועיר תלמוד לומר שפטים בכל שעריך, ומנין שממנים שוטרים לכל עיר ועיר תלמוד לומר ושטרים בכל שעריך.

Und woher wissen wir, dass es in jeder einzelnen Stadt ein Gericht benötigt? Schreibt die Schrift: Richter in all deinen Toren.

Und woher wissen wir dass es in jeder einzelnen Stadt Polizisten benötigt?

Schreibt die Schrift: Wächter in all deinen Toren.

ומנין שממנים בית דין לכל שבט ושבט תלמוד לומר ושופטים לשבטיך, ומנין שממנים שוטרים לכל שבט ושבט תלמוד לומר ושטרים לשבטיך, רבן שמעון בן גמליאל אומר לשבטיך ושפטו מצוה על כל שבט ושבט להיות דן את שבטו.

Und woher wissen wir, dass jeder Stamm ein Stammesgericht haben muss?

Sagt die Schrift: Richter über deine Stämme.

Und woher wissen wir dass jeder Stamm eine Stammespolizei benötigt?

Schreibt die Schrift: Wächter über deine Stämme.

בכל שעריך – בא להקיש סנהדרי גדולה לסנהדרי קטנה מה גדולה דנה והורגת אף קטנה דנה והורגת.

ושפטו את העם – בעל כרחם.

„In allen deinen Toren – dies soll die Große Sanhedrin mit der Kleinen Sanhedrin vergleichen: So wie die Große Sanhedrin richtet und tötet, so richtet und tötet auch die Kleine Sanhedrin.
Und sie sollen das Volk richten – auch gegen ihren Willen.“

Gerechtes Recht – und die gewaltige Verantwortung der Richter

 

משפט צדק – והלא כבר נאמר לא תטה משפט מה תלמוד לומר משפט צדק זה מנוי הדיינים.

Gerechtes Recht – Wurde denn nicht schon gesagt „beuge nicht das Recht“? Was sagt die Schrift: Gerechtes Recht – dies ist die Ernennung der Richter.

(יט) לא תטה משפט – שלא תאמר איש פלוני נאה איש פלוני קרובי.

לא תכיר פנים – שלא תאמר איש פלוני עני איש פלוני עשיר.

Beuge nicht das Recht - Dass er nicht sage jener ist ein sympathischer Mensch, dieser ist mir verwandt.  Verwandtschaft ist ein sehr starker Hebel. Sympathie ist etwas schwächer.

Begünstige nicht – sage nicht, dieser ist ein Armer, jener ist ein Reicher.

Die Begünstigung sehen wir heute in extremform bei Suizidaler Empathie: Der Arme, „der Unterdrückte“ ist eben arm und unterdrückt und darf alles.

Der Reiche, „der Unterdrücker“, ist immer schuld, egal was er auch tut.

Diese Art die Welt zu sehen führt zum Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung und zu schrecklichen Zuständen.

 

Wenn ein Armer stiehlt, darf der Richter nicht sagen: Oh, der ist eben ein Armer, der Reiche ist doch so reich, er soll halt verzichten. Und den Reichen darf er nicht bevorteilen, damit er ihm später Gutes tue.

Wenn ein Armer gestohlen hat, und nicht zurückgeben kann, dann wird er einem Reichen zum Knecht verkauft bis zum nächsten Schmitta-Jahr.

Dort darf er dann lernen, wie ein anständiger Mensch sich verhält, wie er mit seiner Familie umgeht, wie er geschäftet und wirtschaftet.

Und am Ende der 6 jahre entlässt ihn der Reiche als neuen Menschen, mit einem Startkapital, und sagt ihm:

Schau, ich hab Dir betriebswirtschaft und landwirtschaft und Angestellten-Management vorgelebt und beigebracht. Hier hast Du jetzt Startkapital, geh auf dein Land und steh nun auf eigenen Beinen!

Und der Reiche hat plötzlich einen Knecht, den er berücksichtigen muss, den er freundlich und bestimmt zu erziehen hat. Er kann nicht mehr einfach rücksichtslos über andere hinweggehen, wie sich das die Reichen so leicht angewöhnen können.

 

ולא תקח שוחד – אין צריך לומר לזכות את החייב ולחייב את הזכיי אלא אפילו לזכות את הזכיי ולחייב את החייב.

Und nimm kein Bestechungsgeld – man muss nicht sagen, den Schuldner zu begünstigen oder den Gläubiger zu beschuldigen, sondern sogar den Schuldner zu belasten und den Gläubiger zu begünstigen.

כי השוחד יעור עיני חכמים, ואין צריך לומר עיני טפשים.

Denn die Bestechung macht die Augen der Weisen blind, und man muss die Augen der Toren nicht erwähnen.

(Vielleicht ist „blind“ nicht das richtige Wort. Sehen wird zwar als passiv erlebt, aber es ist eine durchaus aktive Sache. Die Augen senden die Signale ins Hirn, aber das Hirn macht die Bilder. Und der Mensch sieht daher nur, was er auch bereit ist zu sehen. Beispiel: Zwei Menschen gehen in den Wald Pilze suchen. Beide gehen am exakt gleichen Ort durch. Einer sieht den Pilz, der Andere nicht!

Das Gleiche beim Suchen von Gegenständen oder Unterschieden in Bildern. Und so auch bei allen anderen Dingen!

Bestechung setzt dem Bestochenen eine Brille auf, die ihn dazu veranlasst, Dinge in bestimmter Weise zu sehen oder zu ignorieren. Und dann ist der Richter nicht mehr fähig unabhängig zu richten).

Bestechung ist auch in dem Sinne anders, weil hier Geldwert im Spiel ist, und Geld schafft Schuldverhältnisse: Ich bezahle Dich für einen Richtspruch, wie ich beim Hauskauf das Haus bezahle.

Es entsteht also eine „Rechtsbeziehung“.

 ויסלף דברי צדיקים, ואין צריך לומר דברי רשעים.

Und sie verbiegt/verdreht/verkehrt die Worte der Weisen, und die Sünder muss man nichtmal erwähnen.

דבר אחר: כי השוחד יעור עיני חכמים – אומרים על טמא טהור ועל טהור טמא, ויסלף דברי צדיקים, אומרים על אסור מותר ועל מותר אסור.

Hier wird die direkte Wirkung der Bestechung auf den konkreten Fall dieser Gerichtssitzung beschrieben.

Eine weitere Ansicht: Denn die Bestechung blendet die Augen der Weisen – Sie sagen dann dem Tomei Tohoir (dem Unreinen Rein) und dem Tohoir Tomei.

Und sie verdrehen die Worte der Weisen – sie sagen dem verbotenen – Erlaubt , und dem erlaubten – Verboten.

 

דבר אחר: כי השוחד יעור עיני חכמים – אין יוצא ידי עולמו עד שיורה צדק בהוראתו.

Die Langzeitwirkung dieser einen Bestechung (Wir sprechen nichtmal davon, dass er dann weiter bestechlicher wird)

Eine weitere Ansicht: Denn die Bestechung blendet die Augen der Weisen – er wird nicht aus seiner Welt scheiden, ohne dass er Gerechtigkeit in seiner Lehre erfährt. (Richter waren auch Lehrer).

In seiner Welt – Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Erlebniswelt. Unddann sagen unsere Weisen auch: Der Mensch muss sagen: HaSchem hat die Welt nur für mich erschaffen.

Der Mensch, der als Richter Bestechung annimmt, die ihn dazu verführt hat, falsches Recht zu sprechen: Er wird durch HaSchem Gerechtigkeit erfahren Mido  keNeged Mido – Sein Herz wird auch ohne Bestechung blind werden, und sein Mund wird Unsinn von sich geben.

Für tiefes Verständnis, bitte Malbim zu Stelle, und dann Ketubois 105a, Gemore.

Man könnte weiter sagen: Er scheidet aus „seiner Welt“: Durch die Dummheit seiner Worte und seines Herzens wird er seine Position als Richter verlieren, und sein „wie ein Toter“: Entehrt, ohne seine frühere Position in der Gesellschaft, usw. Er „sieht“ also seinen eigenen Tod.

Wir sehen hier, welch gewaltigen Versuchungen ein Richter ausgesetzt ist. Sobald es um grosse Interessen geht, werden alle Hebel benutzt, um den Richter zu beeinflussen. Und die Interessenten werden des Richters schwache Stellen in der Persönlichkeit finden, und genau dort mit voller Kraft hineinhauen.

 

ויסלף דברי צדיקים – אין יוצא ידי עולמו עד שיודע מה שמדבר.

Und pervertiert die Worte der Gerechten – Er wird nicht aus seiner Welt scheiden, bis er versteht was er sagt.

Siehe oben: Er wird verstehen, dass und wie er seine Welt mit Worten zerstört hat.

דבר אחר: לא תטה משפט – בממון, ולא תכיר פנים – בדין.

Eine weitere Sache: Verbiege nicht das Recht – mit Geld,

und übe keine Begünstigung- im Gericht

 

Rav S.R. Hirsch SaL.:

19. ספרי .לא תטה משפט erläutert: לא תטה משפט בממון ולא תכיר פנים בדין.

ממון ist das Streitobjekt, דין das Schöpfen des Urteils. משפט ist der Urteilsspruch. Das Recht kann zwiefach gebeugt werden. Der Richter kann sich ein ganz richtiges Urteil gebildet haben, aber er spricht gegen seine Rechtsüberzeugung das Streitobjekt: ממון, dem Unberechtigten zu, und es ist dies ein Beugen des Rechtsspruches: מטה משפט בממון. Oder er bildet sich das Rechtsurteil, דין, nicht nach rein objektiv sachlichen Gründen, sondern räumt Rücksichten auf die Persönlichkeit der Parteien einen Einfluss auf seine Rechtsbeurteilung ein, er ist מכיר פנים בדין (siehe Kap. 1, 16 u.17).

 

דבר אחר: לא תכיר פנים – בכבוד שלא תושיב הראוי למטה למעלה הראוי למעלה למטה.

Eine weitere Sache: Begünstige nicht – mit Ehre : Tausche nicht jenen dem mehr gebührt zu weniger und weniger zu mehr.

Ehre wem Ehre gebührt, aber auch Recht wem das Recht gebührt.

(כ) צדק תרדוף – מנין יצא מבית דין זכיי אין מחזירים אותו לחובה תלמוד לומר צדק צדק תרדוף.

יצא חייב מנין שמחזירים אותו לזכות שנאמר צדק צדק תרדוף.

20) Jage der Gerechtigkeit nach – wie so? Er ist frei aus dem Gericht herausgegangen, man führt ihn nicht als Schuldigen zurück (ins Gericht) (bei neuen Erkenntnissen). Sagt die Schrift: Gerechtigkeit, Gerechtigkeit verfolge.

Kam als Schuldiger aus dem Gericht, woher wissen wir dass man ihn zur Freiheit zurück ins Gericht bringt (bei neuen Erkenntnissen).? Wie geschrieben steht: Gerechtigkeit, Gerechtigkeit verfolge.

Malbim, Sanhedrin 32b.

 

 

דבר אחר: צדק צדק תרדוף – רדוף אחר בית דין שדינו יפה אחר בית דינו של רבן יוחנן בן זכיי ואחר בית דינו של רבי אליעזר.

Gerechtigkeit, Gerechtigkeit verfolge. – Jage nach einem Gerichtshaus, dessen Rechtssprechung schön ist, nach dem Beis Din des Rabban Yoichonon ben Sakai, nach dem Beis Din des Rabbi Elieser.

Malbim, Sanhedrin 32b.

 

למען תחיה וירשתה את הארץ – מלמד שמנוי הדיינים כדיי הוא להחיות את ישראל ולהושיבם על אדמתם ושלא להפילם בחרב.

Damit du lebest und das Land erbest – Lehrt dass die Wahl/Einsetzung der Richter geeignet ist, Yisroel zu beleben/ am Leben zu erhalten und sie auf ihr angestammtes Land zurückzubringen, und sie nicht durch das Schwert zu stürzen.

(In den meisten Fällen, und ich denke auch hier, deutet „leben“ auf das ewige Leben hin, in der kommenden Welt. Es gibt viele Stellen in den Schriften, die darauf hindeuten, dass, wenn immer wir die Toire halten und Mitzves machen und uns bemühen, wir schon in dieser Welt „lebendig“ genannt werden, weil wir uns mit der Zukünftigen Welt verbinden und beschäftigen. Und wenn nicht, dann sind wir wie „Meisim mistoivevim – herumirrende Tote“).

 

סליק פיסקא

 

דברים ט"ז:כ"א

(כא)   לֹֽא־תִטַּ֥ע לְךָ֛ אֲשֵׁרָ֖ה כׇּל־עֵ֑ץ אֵ֗צֶל מִזְבַּ֛ח יְ־הֹוָ֥ה אֱלֹהֶ֖יךָ אֲשֶׁ֥ר תַּעֲשֶׂה־לָּֽךְ׃

Pflanze dir keine Ascheiro – keine „heiligen Bäume“, jeden Baum beim Altar HaSchems, deines G0ttes, den du dir erbaust.

Er könnte doch denken: Die Goyim haben für ihre Götzen bäume gepflanzt. Also mache ich doch für HaSchem! Sagt ER: Nein!

(כב) וְלֹֽא־תָקִ֥ים לְךָ֖ מַצֵּבָ֑ה אֲשֶׁ֥ר שָׂנֵ֖א יְ־הֹוָ֥ה אֱלֹהֶֽיךָ׃

Und errichte für dich keine Säule, die HaSchem dein G0tt hasst.

 

לא תטע לך אשרה אמרה תורה (דברים י״ב:ג׳) ואשריהם תשרפון באש קל וחומר שלא יטע ומנין שלא יקיים תלמוד לומר לא תטע לך מכל מקום.

Und pflanze dir keine Ascheiro (anzubetender Baum) – sagt die Toire in Devorim 12:3: Und ihre angebeteten Bäume verbrennt im Feuer, dann folgt erst recht, dass man keine solchen pflanzt. Und woher wissen wir dass man sie auch nicht erhalten soll? Sagt die Schrift: Pflanze nicht für dich, auf jeden Fall.

 דבר אחר: אפילו בית אפילו סוכה

Eine weitere Sache: sogar Haus, sogar Sukkah.

 

] ולא תקים לך מצבה אין לי אלא מצבה עבודה זרה מנין ודין הוא ומה מצבה שאהובה לאבות(Yakoiv in Bereischis)  שנואה לבנים עבודה זרה ששנואה לאבות דין הוא שתהא שנואה לבנים. סליק פיסקא

Und errichte dir keine Säule/Statue – es steht nichts anderes ausser Säule, woher weiss ich dass auch Götzen gemeint sind?

Und es ist nur folgerichtig, dass, wenn eine Säule, die bei den Vätern (Yaakoiv, Bereischis) geliebt war, und nun bei HaSchem verhasst ist, eine Ascheiro, die schon bei den Vätern verhasst war, auch jetzt bei HaSchem verhasst ist.

Yaakoiv errichtete auf dem Berg Moriah, wo er schlief, aus dem Stein unter seinem Kopfe ein Monument – ähnlich einer Säule. Dies war damals auch von HaSchem akzeptiert. Später jedoch kopierten die Götzendiener diese Praxis und pervertierten sie, so dass sie dann verboten wurde von der heiligen Toire. Anzubetende Bäume jedoch waren schon zu Zeiten Avrohoms verhasst, da sie schon von jeher Götzen darstellen.

 

 

Rybas Toire: Die Tiefen Höhen der Psukim.

 

Lesen wir wiederum diese Abschnitte in einer symbolischen Weise, finden wir plötzlich tiefgehende Erkenntnisse über die Art und Weise, wie Körper, Nefesch und Neschome  zusammenspielen.

Und wir erkennen plötzlich, dass Wahrnehmung eine wechselwirkende Kraft ist, die wir, die Wahrnehmenden, steuern müssen.

Unsere Seele, im Zusammenspiel von Kopf und Herz, muss die Wahrnehmung steuern und die Interpretation der eingehenden Signale richtig vornehmen.

Sie kann uns auch hüten vor dem Einlassen von für uns schädlichen Wahrnehmungen und Handlungen.

Von hier kommen dann eben die Ausdrücke:

Schmiras Eynayim – Das Hüten der Augen (Vor Eindrücken, die die Begierden und Triebe anheizen und unsere Herzen zur Sünde antreiben)

Und: das Suchen nach guten, erfreulichen Eindrücken, die unsere Seelen und Körper erheben und HaSchem näher bringen.

Schmiras HaLoschoin – Das Hüten der Zunge vor ungebührlicher Sprache, und davor, die Ohren anderer mit Dingen zu belasten, die wiederum deren Begierden und Triebe anzeizen.

Und: Die Arbeit an sauberer, erhebender Sprache. Sprache, die die Menschen erhebt und ermutigt in Toire und Mitzves.

Kaschrus – das hüten des Mundes vor der Einnahme von Dingen, die unsere Nefesch im Blut belasten und unsere Herzen verstopfen, so dass wir unfähig werden, die höheren Sphären überhaupt auch nur ansatzweise zu erkennen.

Und entsprechend: Das Üben und Schärfen des Appetits auf Speisen, die den Körper läutern und seiner wahren Funktion näher bringen, den Menschen in der Nächsten Welt zu erhalten.

Znius – Ein Teil der Augen, und des generellen Verhaltens.

Auch hier: Bescheidenheit und Freude an Toire und Mitzves müssen geübt werden.

Hüten der Geruchssinne. Das Verbot, unter dem Einfluss schlechter Gerüche sich mit heiligen Dingen zu befassen: Beten, lernen, lehren, essen.

Und entsprechend: Das finden von Wegen, mittels angenehmer Gerüche die Seele zu erfreuen und den Körper Toire und Mitzves näher zu bringen.

Hände und Füsse, Tastsinn: Das Verbot, nichtigen Dingen und der Sünde nachzurennen.

Und das Gebot, den Mitzvois nachzujagen.

 

 

 

דברים ט"ז:י"ח

(יח) {פרשת שפטים}  שֹׁפְטִ֣ים וְשֹֽׁטְרִ֗ים תִּֽתֶּן־לְךָ֙ בְּכׇל־שְׁעָרֶ֔יךָ אֲשֶׁ֨ר יְ־הֹוָ֧ה אֱלֹהֶ֛יךָ נֹתֵ֥ן לְךָ֖ לִשְׁבָטֶ֑יךָ וְשָׁפְט֥וּ אֶת־הָעָ֖ם מִשְׁפַּט־צֶֽדֶק׃

Richter und Wächter setze ein für dich an allen fünf Toren des Körpers: An seinen Sinnesorganen, die Dir HaSchem gibt, allen Stämmen (Jeder Stamm sieht und erlebt die Welt gemäss seiner Bestimmung, siehe dazu die Einweihung des Mischkan in Schemois). Und sie bestimmen gemäss der Toire, wie und was der Yisroel in sein System einlässt; wie er es verarbeitet, und wie er der Welt begegnet und in ihr handelt und reagiert.

Wir lernen zwei Dinge: Erstens, der Mensch hat Wächter und Richter an seinen Sinnesorganen, und er ist verantwortlich dafür, was und wie er wahrnimmt.

Zweitens: Alle Menschen erleben die Welt gemäss einem ihnen vorgegebenen Charakter, sehr grundlegenden Eigenschaften, die angeboren sind.

(יט) לֹא־תַטֶּ֣ה מִשְׁפָּ֔ט לֹ֥א תַכִּ֖יר פָּנִ֑ים וְלֹא־תִקַּ֣ח שֹׁ֔חַד כִּ֣י הַשֹּׁ֗חַד יְעַוֵּר֙ עֵינֵ֣י חֲכָמִ֔ים וִֽיסַלֵּ֖ף דִּבְרֵ֥י צַדִּיקִֽם׃

Beuge nicht das Rechte, das du wahrnimmst: Hüte Dich, deine Wahrnehmung von deinen Trieben leiten zu lassen Wahrnehmung hat damit eine aktive Komponente und ist vom Wahrnehmenden gesteuert

Lasse dich nicht durch Gefühle und Eindrücke verleiten/ verführen;

Nimm keine Bestechung an.Der Körper hat viele Gelüste, mittels derer man den Menschen dazu bringen kann, seine Wahrnehmung zu ignorieren oder zu interpretieren, wie er das möchte, und nicht wie HaSchem es von ihm will.

Denn die Bestechung blendet die Augen der Weisen. Jeder Mensch hat die Neschomo, die von Ewig her weise ist. Sie ist eine sehr leise Stimme, und leicht zu überhören. Aber in der Tiefe seiner Seele weiss der Mensch, was wahr ist und was gelogen, was richtig ist und was falsch.

Es steht im Schema: und nicht kundschaftet (Hirsch) nach euren Herzen und euren Augen. Das heisst, das Herz steuert die Augen, und die Augen bedienen das Herz.

Raschi zur Stelle:

רש"י במדבר ט"ו:ל"ט

ולא תתורו אחרי לבבכם – כמו: מתור הארץ (במדבר י"ג:כ"ה). הלב והעין הם מרגלים לגוף, מסרסרים לו את העבירות, העין רואה, הלב חומד, והגוף עושה העבירה..

Sarsar: Kuppler, Zuhälter, Vermittler, Mittelsmann.

Und ihr sollt nicht nachkundschaften nach euren Herzen – wie: vom Erkunden des Landes (Bamidbar 13:25 – die Kundschafter). Das Herz und das Auge sind die Spione des Körpers, und sie Verkuppeln ihm die Sünden, das Auge sieht, das Herz begehrt, und der Körper tut die Sünde.

Aber es gibt auch die andere Richtung: Das Herz begehrt, es schickt das Auge zu suchen, und dann rennt der Körper nach der Sünde.

Und sie pervertiert die Worte der Gerechten. Und selbst wenn er noch die Wahrnehmung der Seelenstimme hat, so kann er doch mit seiner Zunge und den Lippen diese Wahrheit ableugnen und sagen, was ihm seine Gelüste einflüstern.

Es steht weiter in Devorim 30:14

דברים ל':י"ד

כִּי קָרוֹב אֵלֶיךָ הַדָּבָר מְאֹד בְּפִיךָ וּבִלְבָבְךָ לַעֲשֹׂתוֹ.

Denn die Sache ist dir sehr nahe, in deinem Munde und deinem Herzen, sie zu tun.

Was der Mund sagt, hört das Ohr, und wiederum geht das gehörte ins Herz, und von dort in die Hände und Füsse.

Von da lernen wir, dass man laut lernt!

Siehe Netziv dort.*

 

(כ) צֶ֥דֶק צֶ֖דֶק תִּרְדֹּ֑ף לְמַ֤עַן תִּֽחְיֶה֙ וְיָרַשְׁתָּ֣ אֶת־הָאָ֔רֶץ אֲשֶׁר־יְ־הֹוָ֥ה אֱלֹהֶ֖יךָ נֹתֵ֥ן לָֽךְ׃

Jagst Du in dieser Welt der Gerechtigkeit nach, so wirst Du auch in der Nächsten Welt Gerechtigkeit erfahren, und den ewig lebenden Leib erben, den HaSchem dein G0tt dir gibt.

Wenn man gemäss Toire lebt, wird der Körper immer sensibler und effizienter. Er braucht weniger Nahrung, er braucht weniger Schlaf, er wird gesünder, und der Mensch nimmt immer feinere Wahrnehmungen auf. Er wird also immer weniger abgestumpft, und empfindet damit immer intensiver! Er empfindet vor Allem auch Dinge wie Tuma und Tahara, Seelische Zustände, ob jemand koscher gegessen hat oder nicht, ob jemand schon gedavent hat (gebetet, seine Pflicht zur Hingabe und zum Gespräch mit HaSchem erfüllt) oder nicht. Ob jemand Götzen dient oder nicht. Und vieles mehr.

 

(כא)   לֹֽא־תִטַּ֥ע לְךָ֛ אֲשֵׁרָ֖ה כׇּל־עֵ֑ץ אֵ֗צֶל מִזְבַּ֛ח יְ־הֹוָ֥ה אֱלֹהֶ֖יךָ אֲשֶׁ֥ר תַּעֲשֶׂה־לָּֽךְ׃

Pflanze keine falschen Lehren in deinen Leib, jede Art Lehre die nicht Toire ist (Die Ascheiro, der Götzendienerbaum), auch nichts, das nach Toire aussieht, oder daherkommt, als ob es Toire “unterstützt” (Jede andere Art Baum, die nicht „Baum des Lebens“ ist). Die Ascheiro und der Baum sind Symbole für Lehren. Die Toire heisst auch „Baum des Lebens“. Das Herz wiederum ist der Altar im Körper des Menschen. Der Altar HaSchems ist das Herz, und Du baust es für Dich in diesem Leben.

Es ist auch hier wieder klar: Der Mensch baut mit an seinem eigenen Körper und seiner Seele. Er hat grosse mit-Verantwortung dafür, wer und was er ist, und vor allem: Wer und was er wird!

 

(כב) וְלֹֽא־תָקִ֥ים לְךָ֖ מַצֵּבָ֑ה אֲשֶׁ֥ר שָׂנֵ֖א יְ־הֹוָ֥ה אֱלֹהֶֽיךָ׃

Und errichte keine Säule/Statue – Forme deinen Körper nicht gemäss der Toire fremden Einflüssen – eventuell Kashrus, Körperkult?

Matzevo ist eigentlich ein Standbild, oder eben eine Säule. Das lernen wir von Yaakoivs Übernachtung auf dem Berg Moriah, wo er aus dem Stein, der sich aus den 12 Steinen um und unter seinem Kopfe bildeten, eine Matzevo machte, also eine Art Säule oder Monument. Dort war kein Wesen abgebildet, es war einfach ein besonders grosser Stein.

Das Analog in unserem Körper ist mir nicht klar. Sifrei sagt hier, es ist jede Art Götzen-Statue mitgemeint. Damit kommen wir auf den Griechisch-Römischen Körperkult, der den Menschenleib selbst zum Götzen erhob.

 

 

*Netziv zu Devorim 30:14 – das Herz lernt vom Munde.

נצי"ב דברים ל':י"ד

בפיך ובלבבך לעשותו: אלו עצות להגיע לעומק דעת התורה. שהרי אפילו להשיג אשה אשר הוכיח ה' לו, וידוע שהזיווג האמיתי מזדמן להמצא ומתקרב בנקל, מ"מ בלי שום סיבה והשתדלות לא יגיע לה.

In deinem Munde und in deinem Herzen, es (die Toire und Mitzvois) zu tun – und dies sind die Ratschläge/ Vorgaben, um in die Tiefe des Toiro-Wissens vorzudringen: Dass, in Tat und Wahrheit, sogar das erlangen der Frau, die ihm doch HaSchem zugesichert hat, und bekannterweise die ihm vor der Geburt zugestellte Frau  vorbestimmterweise auffindbar ist und sich ihm annähert, so wird er sie ohne eigene Initiative und Bemühung nie bekommen.

ופירש הכתוב העצה "בפיך וגו' ", ולפי פשוטו "בפיך" – היינו ללמוד, "ובלבבך לעשותו" – על מנת לעשותו, היינו לקיים מה שלומד.

Und die Erklärung der Worte „in deinem Munde usw.“  Ist, gemäss der grundlegenden Bedeutung: Lernen. „und in deinem Herzen, es zu tun“ – um es zu tun, heisst: Zu leben was er lernt.

אבל אם כן אינו לפי נגינת הטעם, שהיה ראוי לפי זה להיות הטפחא על "בפיך".

Aber wenn das so ist, so geht diese Interpretation gegen die Sprachmelodie im Text, denn dann müsste die Betonung auf „Deinem Munde“ liegen (was sie nicht tut).

אלא יש בכאן עוד כוונה שניה ומבוארת בשמות רבה הנ"ל (מז,ד) 'שתהא יגע בהם בפיך'. והכוונה, שתלמוד ביגיעה (בפיך) עד שיהא נוגע אל הלב, והיינו עם תלמידים.

Sondern es gibt hier eine weitere Absicht, wie in Schemois Rabba 47,4 gelehrt: Dass du durch deinen Mund berührt werden sollest von ihnen“. Und die Absicht dieser Aussage: Dass Du laut lernen sollst, bis dass dein Herz (hörend) davon berührt/bewegt wird, und dies heisst mit Schülern/beim gemeinsamen Lernen.

Heisst: Durch das wiederholte intensive Hören der Worte wird das Herz bewegt und beeinflusst. Und schlussendlich „hört“ das Herz was die Ohren empfingen, und dann werden die Hände und Füsse dem Herzen folgen. Denn das Herz sendet das Blut in die Körperteile, und das Blut ist „Nefesch“, die Lebenskraft, also der Teil der Seele, der den Körper kontrolliert

Das Lernen zu Zweien (Chevruse) ist wichtig, damit der Mensch Perspektive hat, und lernt, dass er in seiner eigenen Perspektive gefangen ist, und die Welt wesentlich grösser ist als er.

ופירוש "לעשותו" – או עשיית הפרשה להבין דקדוקיה, כמו שביארנו בספר ויקרא (ט,ו), או להיפך, עשיית הלכה ע"פ הויות התלמוד במקורה בפרשה, כמו שכתבתי שם (יח,ה) ובכמה מקומות.

Und die Erklärung von „לעשותו“ („es zu tun“): Entweder die Ausführung der Parascha, um ihre grammatikalischen Feinheiten zu verstehen, wie wir es im Buch Vayikra (9,6) erklärt haben, oder umgekehrt, die Herleitung einer Halacha auf der Grundlage der Aussagen des Talmuds in ihrem Ursprung in der Parascha, wie ich dort (18,5) und an mehreren Stellen geschrieben habe.

 והמחדש בזה מיקרי שהוא 'עושה'.

ועצה עמוקה זו פירש שלמה המלך בסוף קהלת, אחר שאמר (יב,יא) "דברי חכמים כדרבונות וגו' ", אמר עוד (פסוק י"ב) "ויותר מהמה בני הזהר עשות ספרים הרבה אין קץ, ולהג הרבה יגיעת בשר". הביאור, שמזהיר לתלמידי חכמים שנקרא "בני", כמו שכתבתי בספר בראשית (מט,ט), אשר אם "יותר מהמה" – אם רוצה לחדש ולהגדיל תורה, "הזהר" בשני דברים: האחד, "עשות ספרים הרבה אין קץ", היינו, שתכתוב לעצמך כל רעיון וכל חידוש. דהא שתורה שבע"פ אסור בכתב אינו אלא 'לאמרן בכתב', אבל לעצמו מותר וגם מצוה, כמו שכתב הרמב"ם בהקדמת ספר היד שכך היו נוהגים אפילו הנביאים הראשונים לרשום כל חידושי התורה. ומקרא מלא הוא (שופטים ה,יד) "מני מכיר ירדו מחוקקים, ומזבולון מושכים בשבט סופר", כמו שכתבתי בביאור זה המקרא לעיל (ג,טז), ועוד עיין שמות (לד,כז). והשני, "ולהג הרבה יגיעת בשר" (קהלת שם) – שיהא מדבר הרבה ביגיעת בשר, היינו עם תלמידים. כל זה הוא לפירוש הגמרא (ערובין נה,א) בפרשה זו.

 

Und derjenige, der hierin Neues schafft, wird als jemand bezeichnet, der „macht“ (עושה). Diese tiefgründige Weisung erklärte König Schloimo am Ende von Koiheles. Nachdem er sagte (12,11): „Die Worte der Weisen sind wie Stacheln…“, fügte er hinzu (12,12): „Und mehr noch, mein Sohn, sei gewarnt: Viele Bücher zu schreiben, hat kein Ende, und vieles Nachsinnen ist Mühsal des Fleisches.“

Heisst: Du sollst für dich jede Idee und jede Neuerung, jedes Gelernte, niederschreiben. Denn auch wenn es so ist dass es verboten ist, die mündliche Toire aufzuschreiben, so ist dies nur „sie geschrieben weiterzugeben“ an Andere. Aber für sich selbst ist es nicht nur erlaubt, sondern eine Mitzve, wie der Rambam schreibt in seinem Vorwort zum Buche „Yad HaChasakah“: Dass selbst die ersten Propheten sich so führten, jede Neuerung in der Toire aufzuschreiben. Und so steht es geschrieben in Schoiftim 5:14: „Von Mochir zogen die Gesetzgeber herab, und von Sevulun ziehen wir vom Stamme der Schreiber/Schriftgelehrten“, Wi ich schrieb in  dieser Erklärung weiter oben (3:16). Und weiter siehe in Schemois (34:27).

Und das Zweite „viel nachsinnen führt zu viel Mühsal des Fleisches“ (Koiheles dort) – dass er viel spreche und Fleisch berühre – heisst mit Schülern lerne. All dies ist Darlegung der Gemore Eiruvin 55a).

 

ועתה נבוא לפירוש השני דקאי על תשובה מאהבה, והוא באמת למעלה מטבע האנושי, וכדתניא בספרי בפרשת עקב "ואהבת את ה' ", וכי היאך אדם אהב להקב"ה?! דטבע של אהבה אינו אלא ע"י השתוות האוהב ונאהב, וגם משיג בשכלו מעלות הנאהב. ושני דברים אלו שגבו משכל האדם. ופירש הכתוב דמ"מ "לא נפלאת היא ממך" באשר ד'קוב"ה וישראל חד הוא', וכמו האב והבן אפילו לא הכירו זה את זה, מ"מ כשמזדווגין יחד נמשכים איש לרעהו בידיעה קלה, משום שהטבע מסייע לזה. וביאר הכתוב תחילה כמה גבוהה היא מטבע האדם, שלא נטעה להיפך לחשוב כי באמת קלה היא ע"י השתוקקות לזה, על כן פירש הכתוב תחילה מה שראוי לחשבו – 'כי היא בשמים', היינו ע"י חקירה בגובה שמים וגלגלים, ומזה באמת יש תקוה להשיג אהבה, כמו שכתב הרמב"ם בהלכות יסודי התורה, ובשלהי הלכות תשובה (י,ו) כתב עוד: דבר ידוע וברור שאין אהבת הקב"ה נקשרת בלבו של אדם וכו', לפיכך צריך האדם לייחד עצמו להבין ולהשכיל בחכמות וכו'. 'או רחוקה' – לילך למקום שגורם אהבה והתדבקות כמו בית המקדש {ומשום הכי התפלל שלמה בשיר השירים (א,ד) "משכני אחריך וגו' ", ונתבאר שהוא תפלה על השגת אהבת ה' ע"י המשכת הכלל לבית המקדש, וסיים על זה "מישרים אהבוך", שהדעת נותנת שנקל להשיג שם אהבת השם}. וא"כ הוא דבר קשה.

אבל לא כן: "כי קרוב אליך" – ישראל, "בפיך" – היינו ע"י רינה, שנכלל בזה גם שירות ותשבחות להקב"ה, וגם 'רינה של תורה', וכדתניא בספרי שם (ואתחנן): וכי היאך אוהב להקב"ה – "והיו הדברים האלה וגו' " (דברים ו,ו), וטבע התורה ליתן אהבת ה' בלב העמל בה, גם בלי שום ידיעת סיבה ע"פ שכל האנושי. ונתבאר עוד בשיר השירים (א,ב) שהתפלל שלמה "ישקני מנשיקות פיהו וגו' ", וקאי על בקשת אהבה ע"י דברי דודים של תורה, וסיים "על כן עלמות אהבוך" – שנעלם הטעם איך המה מביאים לידי אהבתך. "ובלבבך לעשותו" – שיהא הרצון והתשוקה להגיע לזה, דבלא תשוקת הלב ודאי יש משורר זמירות כל היום, או הוגה בתורה, ואינו טועם טעם אהבת ה', מבלי משים לב. אבל בשום לב לכך, מתעורר ע"י זה אהבה עזה, כמו הבן הזוכר את אביו ברעיון אהבה, כן נפש הישראלי להקב"ה.

[הרחב דבר: וזהו שהתגעגעו בני קרח בזכרם תענוג אהבת ה' בעת עליית ישראל ברגל לעזרה, ואמרו (תהלים מב,ג) "צמאה נפשי וגו' מתי אבוא ואראה וגו'. אלה אזכרה ואשפכה עלי נפשי כי אעבור בסך" – בשעה שעלו מירושלים לעזרה היו כל כך מרובים המון ישראל בחוצות, עד שלא היו יכולים לרוץ לעזרה, אלא עברו בדוחק, והיו הרגלים כמו בסך, מבלי שיכולים לפסוע פסיעה גסה ולא במרוץ. והיינו שמוסיף בלשון "אדדם עד בית אלהים" – כמו המדדה הוא קופץ לאט – "בקול רנה ותודה המון חוגג" – בשעה שהיו הולכים בדוחק מה עשו אז המון חוגג, היו מעוררים את אהבת ה' בקול רנה ותודה. ועתה בזכרי תענוג רוחני זה שחסר לנו בגלות, נשפך עלינו נפשנו. ואמר כמו שרוצה לנחם את עצמו ולהשקיט את המיית לבבו "מה תשתוחחי נפשי וגו' כי עוד עודנו ישועות פניו" – עוד יבא עת שתשוב ותזכה לזה. והוסיף להתגעגע באופן אחר "אלהי עלי נפשי תשתוחח" – לא על ה' הנני מתרעם חלילה שהסיר ממנו תאות נפשנו, אלא על עצמי הנני מתרעם, על מה שאינני משיג אהבת ה' ומחסר את נפשי מהנאה זו, "על כן אזכרך מארץ ירדן" – בשעה שהנני בארץ ירדן, אע"ג שהיא ארץ מבורכת, מ"מ אזכרך, שחסר ממני תענוג הרוחני שהיה לי בהיותי בארץ ישראל, "וחרמונים מהר מצער" – שידוע שחרמון הוא שבע מטל ברכת ה', עד שאמר הנביא (תהילים קלג,ג) "כטל חרמון שיורד על הררי ציון", ששם באמת לא היה בטבע טלי ברכה כמו בחרמון, עד ש"צוה ה' את הברכה". ואמר כאן שחביב עלי טל חרמון שירדו על הר מצער נגד הר חרמון עצמו. וביאר התרעומות על עצמו שהרי "תהום אל תהום קורא לקול צנוריך" – כבר ביארו חז"ל בתענית פרק א' (כה,א) על זה המקרא 'אין טפח יורד מלמעלה עד שעולה שני טפחים מלמטה', והמשילו חז"ל מיטרא בעלה דארעא, אשר בשעה שהוא מעורר את התאוה מתעוררת היא לנגדו במדה מרובה ממנו. והנה אם הוא כן בדומם, אף בנפש הישראלי שאם היינו מעוררים את האהבה כראוי, היתה מתעוררת מלמעלה. או להיפך, שאם היה הקב"ה מעורר אהבתו אלינו, היינו גם אנחנו מתעוררים להשיג אהבה. אבל לא כן הדבר, הרי "כל משבריך וגליך עלי עברו" – כל מאורעות שבעולם שהן כגלי הים עצבוני ויעכרוני, ואינני מוצא בי רוח השמחה לאהבת ה'. "יומם יצוה ה' חסדו, ובלילה שירה עמי, תפלה לאל חיי", ביאר עיקר תפלתו ומה הוא מבקש שיצוה ה' לשפוך עליו חוט של חסד, היינו התעוררות של מעלה. "ובלילה שירה עמי" – הוא שקידת התורה בלילה, כדאיתא בע"ז (ג,א) 'כל הלומד תורה בלילה, חוט של חסד משוך עליו ביום, שנאמר "יומם יצוה ה' חסדו ובלילה שירה עמי, תפלה לאל חיי", היינו, שאחר שלמד בלילה, משוך עליו חוט של חסד שמתקבלת תפלתו ביום {ובמסכת תמיד (לב,ב) איתא: כל הלומד בלילה שכינה כנגדו, שנאמר (איכה ב,יט) "קומי רוני בלילה... שפכי כמים לבך נכח פני ה' וגו' "}. והוא בקשה שיעזרני ה' ללמוד בלילה בחשק נמרץ עד שמחמת זה תתעורר האהבה מלמטה כטבע התורה, וכהבטחת התורה "כי קרוב אליך הדבר מאד בפיך". ומחמת זה תתעורר אהבת ה' אלי]. ועל זה מסיים עוד הפעם להניח המיית נפשו "מה תשתוחחי נפשי וגו' ישועות פני ואלהי", הוסיף כאן לומר שישועה זו שאנו מקוים תהיה כביכול ישועה לאלהינו גם כן, שהרי גם שכינה מצטערת כיכול בשעה שחסר תענוג זה מבניה.]